Die Swisscom zieht sich aus Frankreich zurück. Das Telekomunternehmen hat seine Beteiligung an der französischen Firma Local.fr verkauft. «Einen Bezug zum Kerngeschäft von Swisscom gab und gibt es nicht und daher hat Swisscom entschieden, dieses nicht-strategische Geschäft zu veräussern», sagt Sprecher Sepp Huber zur «Handelszeitung».

«Die Transaktion wurde im Dezember 2021 vollzogen», so Huber weiter. Die Swisscom habe das Geschäft an ein «Konsortium bestehend aus dem lokalen Management und weiteren Investoren» verkauft.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zu den Investoren gehört unter anderem die Gesellschaft NJJ Capital des französischen Self-Made-Milliardärs Xavier Niel, der auch einen bedeutenden Fussabdruck in der Schweiz hat: Der Schweizer Telekomkonzern Salt gehört ebenfalls Niels Investmentholding. 

Die Beteiligung an der französischen Verzeichnis-Plattform stammt aus dem Jahr 2014. Die Swisscom erwarb sie im Rahmen der 475 Millionen Franken schweren Übernahme der Publigroupe. Seinerzeit war Swisscom-CEO Urs Schäppi bereits im Amt und Publigroupe stark auf die Erträge der Local-Gruppe angewiesen. Ohne die starken Ergebnisse von Local.ch hätte Publigroupe damals ein negatives Betriebsergebnis erwirtschaftet. 

Rückzug aus Frankreich

Die französische Schwester Local.fr erreichte nie die Relevanz des Schweizer Pendants. Swisscom hat den Verkauf auch nie aktiv kommuniziert. Relevanz hat der Deal alleweil. Denn der Vertrag markiert das Ende des französischen Auslandabenteuers. «Wir haben keine Aktivitäten mehr in Frankreich», sagt Huber.

24 Jahre lang war der französische Online-Dienstleister in Schweizer Hand. Der Verkauf an die Investoren rund um Salt-Besitzer Xavier Niel ist eine Rückführung in heimische Hände. Entsprechend kommentieren französische Beobachter die Transaktion.

Xavier Niel

Xavier Niel: Salt-Besitzer, Swisscom-Rivale, Tech-Innovator, Milliardär, von Sarkozy als «Peepshow»-Typ bezeichnet.

Quelle: Screenshot Youtube

Im Land der Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit gilt der Milliardär Niel als hochkarätiger Förderer des Digitalen. In der Schweiz ist er spätestens seit Ende 2014 eine bekannte Figur. Damals wurde bekannt, dass er – einstiger Hacker, Uni-Abbrecher und Sex-Shop-Betreiber – das Geschäft von Orange Schweiz übernehmen möchte. Es folgten ein Rebranding, zwei CEO-Wechsel und grosse IPO-Pläne, die mittlerweile auf Eis gelegt sind. 

Niel stieg ursprünglich ein, weil er sich einiges vom Schweizer Telekommarkt erhoffte. Vermutlich wollte er von der Marktkonsolidierung profitieren, aber dann kam es zur Fusion zwischen UPC und Sunrise. Einen weiteren Deal würde die Wettbewerbskommission wahrscheinlich nicht mehr durchwinken. Salt ist auf sich selbst zurückgeworfen im Kampf gegen den Branchenprimus Swisscom und den fusionierten Rivalen.

Alleinunterhalter Niel

Mit dem Wegfall der Merger-Option hat Salt an Marktwert eingebüsst. Die «Übernahmeprämie» ist weg. Es bleibt das operative Business. Hier ist Niel wieder mit der Swisscom am Tisch. Salt beteiligt sich bekanntlich am Ausbau des Glasfasernetzes und erhält im Gegenzug langjährige Nutzungsrechte.

Ausgebremst wird Niel aktuell aber durch das Bundesverwaltungsgericht. Es hat den Glasfaserausbau der Swisscom mit dem Einfasermodell vorerst gestoppt, was den Geschäftsgang von Salt wiederum zurückgebunden hat.

Niel, der Preisbrecher, der «Steve Jobs Frankreichs», bleibt gelassen, macht neue Deals, und inszeniert sich in der Heimat zuweilen als nationaler Alleinunterhalter. In seinem neuesten Werbevideo für seinen Billig-Dienstleister Free mimt der Patron den Präsidenten – und nimmt so die Elite à la Macron, Sarkozy und Hollande auf die Schippe.