Das Auftauchen einer weiteren neuen Variante des Covid-19-Virus war zu erwarten. Trotzdem brachten die ersten Nachrichten von der Omicron-Variante die Märkte ins kurzfristig wieder ins Trudeln. Die Marktteilnehmer befürchteten, dass eine vierte Welle die jüngsten Fortschritte zunichte machen könnte.
Wenn Risiken entstehen
Wenn es nur um die Fundamentaldaten ginge, wäre jeder ein Star-Manager. In Wirklichkeit werden die Märkte aber nicht nur von fundamentalten Faktoren beeinflusst, sondern auch von emotionalen Reaktionen.
Ein gutes Beispiel ist die Geschichte von Zoom. Der Aktienkurs des Unternehmens lag Anfang 2020 bei knapp über 67 US-Dollar und stieg bis Oktober auf ein Rekordhoch von 559 US-Dollar. Seitdem hat sich eine gewisse Zoom-Müdigkeit eingestellt und der Aktienkurs hat schnell an Glanz verloren. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts lag der Aktienkurs bei etwa 184 US-Dollar. Das ist immer noch eine respektable Performance, aber weit entfernt von den Pandemie-Höchstständen.
René Marty ist CEO des unabhängigen Schweizer Vermögensverwalters REYL Overseas Ltd, der von der Securities & Exchange Commission (SEC) in den USA als Anlageberater zugelassen ist. Bevor er zu REYL Overseas Ltd kam, war er von 2009 bis 2017 Managing Director und Chief Executive Officer der UBS Tochtergesellschaft Swiss Financial Advisers, die ebenfalls von der SEC beaufsichtigt ist.
René Marty besitzt einen Bachelor in Business Administration mit dem Schwerpunkt Finanzwesen und Wirtschaft und absolvierte das Global Advanced Management Program der Kellogg School of Management an der Northwestern University.
Schnelles Auf und Ab
Als die Nachricht von der Omicron-Variante die Runde machte, erlebten Zoom und andere «zu Hause bleibende» Aktien wie Netflix und Peleton einen kleinen Aufschwung, während Reiseaktien wie American Airlines und Expedia einen Einbruch erlebten. Die Unruhe am Markt schien ansteckend zu sein: Die Ölpreise wackelten und selbst Bitcoin fiel um 8,1 Prozent. Nach ein paar Tagen hatten die Dinge jedoch bereits begonnen, sich zu normalisieren.
Es gibt viele andere Faktoren, die bei langfristigen Anlageentscheidungen berücksichtigt werden sollten: So sind beispielsweise die Rückkehr einer hohen Inflation und eine möglicherweise restriktivere Politik der Zentralbank beides Faktoren, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Wachstums- und Gewinnentwicklung der Unternehmen und damit auch auf die Märkte haben könnten.
Navigieren auf volatilen Märkten
In einem typischen inflationären Umfeld könnten wir auf «inflationsfreundliche» Sektoren wie Energie, Industrie- und Grundstoffe, Rohstoffe oder Value-Aktien setzen. Aber wie immer gibt es keine Einheitslösung, die für alle Investoren passt.
Die Diversifizierung, sei es über verschiedene Anlagestile, Regionen oder Anlageklassen hinweg, spielt eine entscheidende Rolle bei der effektiven Steuerung des Risikos innerhalb eines Portfolios und dem besseren Schutz vor Marktschocks und potenziellen schwarzen Schwänen.
Kurzfristiges Handeln vermeiden
Ein gut diversifiziertes Portfolio ermöglicht es Anlegern auch, Stürme zu überstehen. Ein übermässiges Engagement in einer Anlageklasse, die unter extremen Schwankungen leidet - man denke nur an den chinesischen Immobiliensektor -, kann bei einem Marktschock zu kurzfristigem Denken verleiten. Das kann zu einer extremen Reaktion führen – zum Beispiel zu einem Ausverkauf im Tiefpunkt. Für diejenigen, die langfristig Vermögen aufbauen wollen, ist ein längerfristiger Zeithorizont von entscheidender Bedeutung. Aber auch ein gut diversifiziertes Portfolio ist unerlässlich, um emotionale Reaktionen zu vermeiden.
Eine Lehre, die alle aus der Covid-19-Pandemie ziehen sollten, lautet: Es ist immer damit zu rechnen, dass die Welt von Unsicherheit tangiert wird. Je mehr wir in der Zwischenzeit tun, um unsere Abwehrkräfte zu stärken, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir die richtige Entscheidung treffen, wenn die Unsicherheit eintritt.