Die Angst vor einem markanten Zinsschritt der US-Notenbank und die verschärften Spannungen zwischen dem Westen und Russland in der Ukraine-Krise haben der Schweizer Börse am Montag den stärksten Kurseinbruch seit Beginn der Corona-Krise beschert. Der Leitindex SMI sackte bis kurz vor Handelsschluss um 3,5 Prozent auf 11.925 Punkte ab. Stärker war das Bluechip-Barometer letztmals im März 2020 gefallen. Die Risikoaversion der Investoren spiegelte sich auch in der Volatilität wider. Der als Angstbarometer geltende Volatilitätsindex schoss 37 Prozent hoch.

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Zu den grössten Verlierern gehörten Banken: Credit Suisse fielen um 6,5 und UBS um 4,6 Prozent. Auch konjunktursensitive Werte kamen unter die Räder. Der Elektrotechnikkonzern ABB, der Zementproduzent Holcim, der Luxusgüterhersteller Richemont, das Prüfunternehmen SGS und die Bauchemiefirma Sika verloren mehr als vier Prozent an Wert.

Besser als der Markt hielt sich der als defensive und in Krisenzeiten gefragte Anlage geltenden Lebensmittel-Konzern Nestle mit zwei Prozent Kursabschlag. Die Anteile des inlandsorientierten und dividendenstarken Telekomkonzerns Swisscom gaben 0,5 Prozent nach.

Ausverkauf am Aktienmarkt

Von seinem Rekordhoch am ersten Handelstag 2022 trennen ihn mittlerweile mehr als 900 Punkte oder rund 7 Prozent. Zuletzt stand der SMI Ende Oktober 2021 so tief.

Rund um den Globus setzen die wichtigsten Börsenplätze ihren jüngsten Abwärtstrend fort. «Bereits letzte Woche erlebten die globalen Aktienmärkte ihre schlechteste Woche seit Anfang 2021 – getrieben von der Sorge um eine straffere Politik der US-Notenbank, der Ungewissheit über den Ausgang der aktuellen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine und enttäuschenden Gewinnmeldungen einiger namhafter Unternehmen», sagte ein Händler. Angesichts dieser Gemengelage sei es nicht überraschend, dass die Unsicherheit hoch bleibe.

Bitcoin unter 33'000 US-Dollar

Derweil hält auch die Talfahrt am Markt für Kryptowährungen an. Nach einer zwischenzeitlichen Stabilisierung ging es zum Wochenstart mit den Kursen weiter bergab. Am Montagnachmittag kostete ein Bitcoin im Tief rund 32'970 US-Dollar. Das ist der niedrigste Stand seit etwa einem halben Jahr. Noch am Donnerstag hatte die älteste und nach Marktwert grösste Digitalwährung rund 10'000 Dollar mehr gekostet.

Auch andere Kryptoanlagen wie die Nummer zwei am Markt, Ether, gaben nach einer kurzzeitigen Stabilisierung wieder nach. Die derzeit rund 17'000 existierenden Digitaldevisen waren zum Wochenstart gut 1,5 Billionen Dollar wert. Vor dem jüngsten Sinkflug waren es noch mehr als 2 Billionen Dollar gewesen. Beobachter begründeten die Kursverluste zum einen mit der allgemein trüben Stimmung an den Finanzmärkten.

Ein Grund hierfür sind ebenfalls die zunehmenden Spannungen in der Ukraine-Krise. Hinzu kommt die Aussicht auf eine straffere Geldpolitik in den USA. Steigende Zinsen sind gerade für besonders riskante Anlagen wie Digitalwährungen Gift, weil sie die Attraktivität von als sicher empfundenen und zinstragenden Anlagen wie Staatsanleihen tendenziell steigern. Belastet wurden Kryptoanlagen zuletzt auch durch die kritische Haltung der russischen Notenbank, die in der vergangenen Woche ein weitreichendes Verbot vorgeschlagen hatte.

Die Zentralbank empfiehlt dem Gesetzgeber, die Verwendung von Digitalwährungen komplett zu verbieten. Betroffen wäre auch die Herstellung (Schürfen, Mining) von Kryptowerten, die durch komplizierte Rechnungen auf meist energieintensiven Rechenanlagen erfolgt. Russland gilt als eine der Hochburgen des Krypto-Schürfens. Der Prozess ist aufgrund seines hohen Energieverbrauchs stark in Verruf geraten.

Zinsentscheid der Fed wird genau beobachtet

Aus Furcht vor drastischen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und einer eskalierenden Ukraine-Krise ziehen Anleger auch an der Wall Street zum Wochenbeginn die Reissleine. 

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 2,38 Prozent und fiel auf 33’449.93 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gab 2,26 Prozent auf rund 4’249.97 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sackte um 2,76 Prozent auf 13,389.12 Punkte ab.

Das Thema Ukraine werde die Märkte auf absehbare Zeit belasten, «bis es eine Art Lösung und mehr Klarheit gibt, wie die Sache ausgeht», sagte Darren Schuringa, Chef des Vermögensverwalters ASYMmetric ETFs.

Bei dem am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid der Fed werden Börsianer genau beäugen, wie besorgt die Fed über die steigende Inflation ist und wie aggressiv sie versuchen wird, diese einzudämmen. Am Geldmarkt ist eine Erhöhung der Zinsen um 25 Basispunkte im März bereits vollständig eingepreist, zudem drei weitere Zinserhöhungen bis zum Jahresende.

(sda/reuters/gku/tim/sas)