Nach der Coronapandemie hat der Zughersteller Stadler Rail im vergangenen Jahr neue Rekorde bei Aufträgen, Umsatz und Betriebsgewinn (EBIT) erzielt. Der Reingewinn wurde allerdings durch Wechselkursverluste gebremst.
Der Umsatz kletterte um 18 Prozent auf 3,6 Milliarden Franken, wie der Ostschweizer Konzern am Dienstag in einem Communiqué bekannt gab. Der Betriebsgewinn EBIT stieg um 43 Prozent auf 223,7 Millionen Franken, nachdem er im Vorjahr wegen der Pandemie auf 156,1 Millionen gefallen war.
Auch der Auftragseingang (5,6 Milliarden) und der Auftragsbestand (17,9 Milliarden) erreichten neue Spitzenwerte. Damit ist das Auftragspolster 1,8 Milliarden Franken dicker als vor zwölf Monaten.
Weniger Reingewinn
Unter dem Strich schrumpfte der Reingewinn allerdings um 3 Prozent auf 134,5 Millionen Franken. Belastet wurde das Nettoergebnis insbesondere durch Kursverluste in der Höhe von 37,7 Millionen Franken, nachdem der Konzern im Vorjahr von Kursgewinnen in der Höhe von 16,0 Millionen profitiert hatte. Die Wechselkursverluste seien vor allem auf stichtagsbezogene Bewertungseffekte aufgrund der Euro-Schwäche zum Jahresende zurückzuführen, schrieb Stadler.
Damit hat das Unternehmen von Peter Spuhler die Erwartungen der Analysten verfehlt. Diese hatten mit mehr Umsatz, EBIT und deutlich mehr Reingewinn gerechnet. Auch bei der Dividende hatten sich die Experten mehr erhofft.
Stadler will eine Dividende von 0,90 Franken je Aktie ausschütten. Im Vorjahr hatten die Aktionärinnen und Aktionäre 0,85 Franken erhalten.
Mittelfristziele werden später erreicht
Für das Geschäftsjahr 2022 bleibt Stadler für seine Kernmärkte weiterhin positiv gestimmt, wenn auch die politische Situation, insbesondere in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion (GUS), zunehmend Unsicherheit in der Wirtschaft und am Kapitalmarkt mit sich bringe.
Im laufenden Jahr will Stadler einen Umsatz von 3,7 bis 4,0 Milliarden Franken erzielen unter der Annahme, dass sich die aktuelle Lieferkettensituation, die Inflation und die Währungsentwicklung nicht weiter verschlechtern. Der Bestellungseingang soll sich auf 5,0 bis 6,0 Milliarden Franken belaufen. Zur Bereitstellung der benötigten Kapazitäten rechnet Stadler 2022 mit Investitionen von circa 200 Millionen Franken.
Mittelfristig hat sich der Konzern eine EBIT-Marge von 8 bis 9 Prozent zum Ziel gesetzt (2021: 6,2 Prozent). Dieses dürfte allerdings wegen der Pandemie und der weltpolitischen Lage erst ein bis zwei Jahre später erreicht werden, schrieb Stadler. Ursprünglich hatte Stadler die Mittelfristziele für das Jahr 2023 erwartet.
Die finanziellen Auswirkungen des Ukraine-Russland-Konfliktes auf Stadler seien noch nicht abschliessend beurteilbar und stark abhängig von der weiteren Entwicklung der Geschehnisse, hiess es. «Stadler beobachtet die Lage laufend und trifft alle möglichen Massnahmen, um negative Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.»
Keine Angaben machte der Konzern im Communiqué zum Werk in der Nähe der weissrussischen Hauptstadt Minsk. Vor kurzem hatte Stadler bekannt gegeben, Teile der Produktion aus der Fabrik an Standorte in der EU, vor allem ins polnische Werk Siedlce, und in die Schweiz zu verlagern.
Spuhler verzichtet erneut auf Lohn
Spuhler verzichtet erneut auf seinen Lohn als interimistischer CEO. Bereits im Vorjahr hatte er dafür kein Salär bezogen, nachdem er das Steuer des Zugherstellers im Mai 2020 wieder übernommen hatte.
Der damalige Konzernchef Thomas Ahlburg hatte das Unternehmen wegen Differenzen über die Weiterentwicklung von Stadler verlassen. Danach übernahm Verwaltungsratspräsident und Hauptaktionär Peter Spuhler zusätzlich wieder das Amt des Konzernchefs bis zur Ernennung eines neuen Gruppen-CEO.
«Der heutige Verwaltungsratspräsident verzichtet im Berichtsjahr in seiner Funktion als CEO a. i. auf eine fixe und variable Vergütung», heisst es im Geschäftsbericht 2021, der am Dienstag veröffentlicht worden ist. Der Wortlaut ist ebenfalls derselbe wie im Vorjahr.
Das bestbezahlte Konzernleitungsmitglied ist Markus Bernsteiner, Divisionsleiter Schweiz und stellvertretender Gruppen-CEO, mit 1,10 Millionen Franken. Die übrigen Konzernleitungsmitglieder bekamen 5,94 Millionen Franken (Vorjahr 5,68 Millionen).
Für seine Tätigkeit als Verwaltungsratspräsident kassierte Spuhler unverändert 300'000 Franken. Der gesamte Verwaltungsrat (inklusiv Spuhler) kam auf 1,43 Millionen Franken nach 1,39 Millionen vor einem Jahr.
(sda/awp/gku)