Tesla hat sich dank seiner bahnbrechenden Elektrofahrzeugtechnik zu einem 735 Milliarden Dollar schweren Konzern entwickelt. Sein eigener CO2-Fussabdruck beträgt nur einen Bruchteil desjenigen seiner Konkurrenten. Aber andere ESG.Komponenten von Tesla stossen bei Anlegern auf Skepsis. ESG steht für Anlagekriterien, die Umwelt, Nachhaltigkeits- und Governance-Aspekte berücksichtigen. 

Als gestern bekannt wurde, dass Tesla aus der ESG-Version des S&P 500 Index ausgeschlossen wurde, reagierte Firmenchef Elon Musk gereizt. Er sagte, ESG sei «ein Betrug». Dies trug zu einem ohnehin schon schlechten Tag für das Unternehmen bei, dessen Aktien inmitten eines breiten Ausverkaufs von Tech-Aktien um 6,8 Prozent fielen, wie «Bloomberg» berichtet. 

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Viele Fonds halten weiter Aktien

In dem Artikel schreiben die Analysten von Bloomberg, dass der ESG-Status von Tesla nach wie vor sehr umstritten ist, wobei viele ESG-gekennzeichnete Fonds die Aktie immer noch halten. Der weltweit grösste ESG-fokussierte börsengehandelte Fonds hat nach Angaben von Bloomberg etwa 1,8  Prozent seines Vermögens in Tesla investiert.

Der Fonds, der iShares ESG Aware MSCI USA ETF von Blackrock mit einem Volumen von 21,9 Milliarden Dollar, bildet den MSCI USA Extended ESG Focus Index ab, in dem Tesla nach wie vor enthalten ist. BIoomberg schrieb am Mittwoch, dass acht der 15 grössten US-Fonds, die ESG in ihren Portfolio-Filtern berücksichtigen, bedeutende Positionen in Tesla haben.

«Obwohl Tesla zu einem Umwelt- oder Impact-Thema passen könnte, machen die sozialen und Governance-Probleme des Unternehmens seine Aufnahme in ESG-Fonds fragwürdig und Teslas Streichung aus dem S&P 500 ESG-Index vielleicht überfällig», so die Analysten.

S&P Dow Jones Indices, das Tesla aus seinem S&P 500 ESG-Index entfernt hat, erklärte, dass die Bewertung des Unternehmens in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards im vergangenen Jahr ziemlich stabil geblieben sei, dass es aber im Vergleich zu den sich verbessernden globalen Konkurrenten in der Rangliste abgerutscht sei.

Untersuchung über Todesfälle

Der Indexanbieter führte Bedenken im Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen und dem Umgang von Tesla mit einer Untersuchung über Todesfälle und Verletzungen im Zusammenhang mit seinen Fahrerassistenzsystemen an. Das Fehlen einer kohlenstoffarmen Strategie und eines Verhaltenskodexes für Unternehmen wurde Musks Unternehmen ebenfalls negativ angerechnet.

«Auch wenn Tesla seinen Teil dazu beiträgt, benzinbetriebene Autos von der Strasse zu nehmen, bleibt das Unternehmen hinter seinen Konkurrenten zurück, wenn es durch eine breitere ESG-Linse betrachtet wird», sagte Margaret Dorn, Senior Director und Leiterin der ESG-Indizes für S&P Dow Jones in Nordamerika, in einem Blogbeitrag am Dienstag.

Wutausbruch von Musk

Tesla hat sich seit Monaten kritisch zu ESG geäussert. Das Unternehmen sagte in seinem Jahresbericht, dass ESG-Ratings «grundsätzlich fehlerhaft» seien, und in einem Tweet vom April sagte Musk, «Corporate ESG ist der leibhaftige Teufel».

Die Anleger sind geteilter Meinung über die Entscheidung von S&P. Kristin Hull, Gründerin von Nia Impact Capital, einem Nachhaltigkeitsfonds in Oakland, Kalifornien, der Tesla dazu gedrängt hat, sich mit Arbeitnehmerfragen zu befassen, sagte, sie sei erleichtert, dass «endlich Rechenschaft abgelegt wird».

Zach Stein, Chief Investment Officer von Carbon Collective, einem auf den Klimawandel spezialisierten Online-Investmentberater mit Sitz in Berkeley, Kalifornien, sagte das Gegenteil. Das grösste Problem im Bereich ESG ist der Klimawandel, so dass es keinen Sinn macht, den führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen aus dem Index zu werfen, zumal Unternehmen wie Exxon Mobil Corp. im S&P-Index verbleiben, sagte er.

(bloomberg/tdr)