Anleger sollten sich gegen eine Verschärfung der Lage in Osteuropa absichern – dies raten die Aktienstrategen der UBS. Die Weltmärkte hätten einen bewaffneten Konflikt zwischen Russland und der Ukraine noch nicht eingepreist.
Zwar wurden russische Anlagen – wie der Rubel und Russlands Börsenindex MOEX – bereits hart getroffen. Doch die jüngsten Rückgänge bei den anderen, internationalen Assets hatten primär andere Gründe, insbesondere Bedenken wegen einer möglichen Straffung der Zentralbankpolitik. Doch Sorgen wegen eines Konflikts oder schwerer Sanktionen seien da noch nicht berücksichtigt, schreiben die UBS-Strategen in einer Kundennotiz.
Konsum und Energie
Dabei erinnert die Schweizer Grossbank an die Outperformance von konsumnahen europäischen Aktien: Diese hätten seit Mitte November ihre US-Konkurrenten übertrumpft. Nur: «Angesichts der Abhängigkeit Europas von russischem Gas sind europäische Konsumenten viel stärker von einem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine betroffen als US-Konsumenten», schrieben die Strategen.
Aber es gebe momentan «kaum Anzeichen dafür, dass der Markt einen Rückgang der europäischen Konsumenten-Nachfrage durch hohe Energie- oder Stromkosten und schwächere Einkommen befürchtet.»
Der Gaspreisanstieg der jüngsten Zeit sei vor allem an Tagen passiert, an denen Russlands eigene Märkte ebenfalls höher notierten oder stabil waren. Dies deute an, dass die Rallye nicht durch Konfliktängste oder durch die Furcht vor Sanktionen verursacht wurde.
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Der Moskauer MOEX-Aktienindex ist seit Mitte November um etwa 18 Prozent gefallen, während der MSCI World nur um etwa 5 Prozent nachgab. Der Rubel verlor gegenüber dem Dollar etwa 6 Prozent. Ein Fazit der UBS: «Angesichts der Tatsache, dass der Markt wohl nur in eine Richtung überrascht werden kann, ist es ratsam, nach Absicherungen zu suchen.»
Puts, Anleihen, Yen
Anleger könnten Dax-Put-Spreads in Erwägung ziehen – dies wegen der Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energieimporten. So könnte man also auf Kursrückgänge wetten.
Weiter stellen die UBS-Strategen fest, dass in Krisenzeiten häufig Gelder in deutsche zweijährige Anleihen fliessen. Weitere Idee: Wenn die Volatilität steigt, wird der südafrikanische Rand gegenüber dem japanischen Yen tendenziell schwächer.
Russland hat über 100'000 Soldaten mit Panzern und schweren Waffen an der Ostgrenze der Ukraine zusammengezogen. Die USA versetzten ebenfalls Tausende von Soldaten für einen Einsatz in Osteuropa in erhöhte Alarmbereitschaft. Moskau bestreitet, dass es beabsichtigt, in der Ukraine einzumarschieren.
(«Bloomberg», rap)