Wird der schreckliche Krieg Russlands schlimmer? Werden die Energiepreise noch weiter steigen? Was ist mit den Lockdowns in China? Die Unsicherheit hat weltweit Spitzenwerte erreicht, was Aktienmärkte bekanntermassen gar nicht mögen. Vielleicht hält diese volatile Phase an. Bei der gerade so hohen Unsicherheit ist jedoch die Trendwende nach oben vermutlich nicht weit entfernt – erwarten Sie diese!    

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Die sprichwörtliche Abneigung der Aktien gegen Unsicherheit ist wahr – zum Teil. Aktien mögen eine hohe und steigende Unsicherheit nicht. Eine hohe, aber schwindende Unsicherheit ist Düsentreibstoff für einen Aktienanstieg. Dieser wird kommen.    

Putins bösartiger Krieg trug wesentlich zur Unsicherheit Anfang 2022 bei. Er wird nun eingepreist. Der Verlauf dieses Krieges ist noch unbekannt, aber Klarheit entwickelt sich aus einer Hauptsorge: Energie. Folglich liegt Öl deutlich unter dem März-Hoch und die europäischen Gas-Futures haben sich wieder halbiert.    

China und Indien kaufen russisches Öl

Die meist symbolischen Energieembargos des Westens wurden ebenfalls eingepreist – und bieten etwas Klarheit. China, Indien und die Türkei kaufen billiges russisches Öl, umgeleitet zwar, aber nicht ausserhalb des Markts. Auch das bedeutet mehr Klarheit. Die Uneinigkeit Europas über Putins Finte mit der Bezahlung in Rubel bedeutet, dass das Gas grösstenteils immer noch fliesst – trotz reduzierten Strömen durch die Ukraine.    
 

Über den Autor

Ken Fisher ist ein US-amerikanischer Autor und Investmentanalyst sowie Gründer und Vorsitzender von Fisher Investments, einer Vermögensverwaltungsfirma mit Niederlassungen in sechs Ländern, die rund 188 Milliarden Dollar verwaltet. Fisher zählt zu den einflussreichsten (und auch reichsten) Investment-Managern der USA.

Ja, die Energieunsicherheit bleibt. Putin könnte Europa abschneiden. Aber das würde auch Russland treffen – Öl und Gas machen 36 Prozent seines Haushalts aus. Durch die zögerliche Haltung Ungarns zu einem EU-Embargo erkennen die Märkte für die Zukunft eine Abschwächung der Auswirkungen. Zwischenzeitlich importiert Europa verstärkt Diesel aus dem Nahen Osten, aus Indien und den USA. Jeder Schritt verringert die Unsicherheit und nimmt den Schauergeschichten ihre Kraft. Die Energiepreise werden bald sinken. Oder die Märkte gewöhnen sich an die hohen Preise und machen weiter.    

Auch der Nebel um die Zentralbank verzieht sich. Die SNB hat ihre Zinsen erhöht. In den USA kam es zu weiteren Zinserhöhungen. Bald werden die Bilanzsummen schrumpfen.    

Die Lockdowns wegen Covid-19 in China sind nicht vorhersagbar, ihre wirtschaftlichen Auswirkungen hingegen schon. Die Märkte wissen inzwischen, dass die kräftigen Marktrückgänge sich danach schnell umkehren.  

MId-Term-Wahlen in den USA 

Ein wichtiger Dominostein der Unsicherheit wird schliesslich im Herbst fallen: die Mid-Term-Wahlen zum US-Kongress. Der Kampagnenlärm löst üblicherweise zu Beginn von Mid-Term-Wahljahren Unbehagen aus, wodurch die globalen Aktien aufgewühlt werden. Für gewöhnlich verliert jedoch die Partei des Präsidenten dabei etwas an Macht, was einen positiven Stillstand bedeuten kann. Im Jahr 2022 ist das fast sicher, weil die Demokraten von Präsident Biden nur geringe Mehrheiten besitzen.    

Stillstand ist das Heilmittel für Aktien bei politischer Unsicherheit. Er blockiert grosse Gesetzesvorhaben, durch die es Gewinner und Verlierer geben könnte und durch die Anleger abgeschreckt werden. Stillstand heisst, dass sich die Regeln nicht grossartig verändern und sich die Unternehmen wohler dabei fühlen, ihr Kapital einzusetzen. Aktien lieben ihn.    

Politische Voreingenommenheit macht die meisten demgegenüber blind. Aber aus diesem Grund steigen die Aktien zum Ende von Mid-Term-Wahljahren für gewöhnlich. Auch die Schweiz profitiert davon. Die Korrelation des SPI mit den US-Aktien beträgt 0,75.    

Doppelte Freude

Die quälende Aktienentwicklung könnte anhalten. Bleiben Sie ruhig. Kurzfristige Bewegungen zeitlich vorherzusagen, ist unmöglich und unnötig. In den zwanzig Jahren bis zum Ende des ersten Quartals erzielte der SPI einen Ertrag von 229 Prozent – einschliesslich aller Marktrückgänge, Korrekturen und Einbrüche.    

Unsicherheit verschwindet nie ganz, denken Sie also an das alte Sprichwort: «Wenn Sie Klarheit wollen, ist die Börse ein sehr teurer Ort, um sie zu bekommen.» Sobald die erwünschte Klarheit kommt, sind die Aktienkurse für gewöhnlich höher – die Erholung startet früher und schneller als erwartet.    

Kaufen Sie mitten in der Unklarheit und freuen Sie sich doppelt, wenn sie sich auflöst.  

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