Anlegerinnen und Anleger hatten bisher kein einfaches Jahr: Rekordhohe Inflation, der Krieg in der Ukraine und die anhaltenden Lockdowns in China sind nur einige der Faktoren, die zu Marktverwerfungen geführt haben. Auch die Bondmärkte blieben nicht verschont: Der S&P U.S. Treasury Bond Index ist innert kürzester Zeit um rund 30 Prozent eingebrochen. Das ist ein historischer Rückgang. Ab 20 Prozent sprechen wir von einem Bärenmarkt.

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Die Zinserhöhungen, mit denen die Inflation in Schach gehalten werden soll, führen auf den Anleihenmärkten zu grossen Unsicherheiten. Dazu kommt, dass die Korrelation zwischen Credit Spreads und Anleiherenditen anstatt negativ aktuell deutlich positiv ist. Diese positive Korrelation stellt die Anlegerinnen und Anleger vor weitere Probleme. Das hat dazu geführt, dass die aktuellen Verluste bei qualitativ guten Corporate Bonds grösser sind als während der Finanzkrise von 2008 und 2009.

Erschwerend kommt hinzu, dass kaum eine Anleiheklasse Schutz in dem schwierigen Umfeld bietet. Noch letztes Jahr hat die Situation anders ausgesehen, als wenigstens die hochverzinslichen Anleihen noch positive Renditen abwarfen.  

Über den Autor

Karsten Bierre ist Head of Fixed Income Asset Allocation bei Nordea Asset Management. Bevor er vor knapp 20 Jahren zum Vermögensverwalter stiess, hatte er verschiedene leitende Rollen bei Nordea Markets, Danske Bank und BG Bank inne.

Zum Verständnis des schwierigen Umfelds für Fixed Income lohnt sich ein Blick zurück auf die Anfänge der Pandemie. Damals versuchten die Entscheidungsträger alles in ihrer Macht Stehende, um die Krise zu bewältigen. Das führte zu den grössten Budgetdefiziten während Friedenszeiten und die Zentralbanken schwemmten die Märkte mit Liquidität.  

Allerdings hatte die Covid-19-Krise nicht nur Auswirkungen auf der Nachfrage-, sondern auch auf der Angebotsseite. Die staatlichen Unterstützungsmassnahmen führten trotz wirtschaftlichen Einschränkungen zu steigenden Haushaltseinkommen, die die Nachfrage befeuerten. Auf der Angebotsseite hingegen entstanden durch die Covid-19-Einschränkungen Lieferengpässe – steigende Preise waren die Folge. Inzwischen wurden sowohl Fiskal- wie auch Geldpolitik gestrafft.  

Trotzdem steigen die Rohstoffpreise weiter an. Der Grund dafür liegt darin, dass es bereits vor Ausbruch der Pandemie zu Angebotsschocks kam: Der Übergang zu einer grüneren Wirtschaft und die vermehrten Investitionen in nachhaltige Energien haben zu einer erheblichen Unterinvestition in die Rohstoff-Infrastruktur geführt. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben das Fass dann zum Überlaufen gebracht. Ausserdem sind aktuell nur etwa halb so viele Bohrinseln in Betrieb wie normalerweise.  

Diese Ausgangslage bringt die Zentralbanken in eine schwierige Position. Einerseits schiesst die Inflation weit über die Ziele hinaus, anderseits blicken sowohl Konsumenten als auch Unternehmen aufgrund des Kaufkraftverlusts wenig optimistisch in die Zukunft. Um die Preisstabilität zu sichern, werden die Zentralbanken die Geldpolitik weiter straffen – und damit auch Erfolg haben, denn sie verfügen über die nötigen Werkzeuge und haben einen guten Erfolgsausweis. Das wird jedoch wiederum negative Auswirkungen auf das Vertrauen in die Konjunktur haben.  

Trotz dieser schwierigen Situation sollten Fixed-Income-Anleger künftig dank höheren Zinsen und Credit Spreads wieder mit höheren Renditen rechnen können. So zeigt der historische Vergleich, dass bei einer Rendite von 3 Prozent, wie sie heute die zehnjährigen US-Treasuries bieten, Anlegerinnen und Anleger in den folgenden zwölf Monaten jeweils eine positive Performance erzielten. Gleichzeitig werden niedrige Ausfallraten und damit ein gutes Umfeld für Corporate Credit erwartet. Trotzdem müssen Investoren flexibel bleiben und schnell auf sich verändernde Umstände reagieren.      

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