Alle paar Jahre sorgen die hoch verschuldeten Euro-Mitgliedsländer für Schlagzeilen an den Finanzmärkten. Derzeit steht vor allem Italien im Fokus. Denn wegen der steigenden Zinsen wird es teurer, die hohe Staatsverschuldung von 151 Prozent des Bruttoinlandprodukts zu refinanzieren. Die Ängste wachsen, dass die Schuldenlast längerfristig nicht tragbar ist, weil die Zinszahlungen den Staatshaushalt zu stark belasten.
Hinzu kommt, dass das Land stark abhängig ist von Gasimporten. 39 Prozent des gesamten Energieverbrauchs stammen aus importiertem Erdgas. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 24 Prozent, in Frankreich 16 Prozent. Falls sich die Versorgungslage weiter zuspitzt, leidet die Wirtschaft, was die Staatsfinanzen zusätzlich belastet.
Aus diesen Gründen hat das Vertrauen in italienische Anleihen nachgelassen. Investoren und Investorinnen verlangen aktuell für zehnjährige italienische Staatsobligationen rund 2 Prozentpunkte höhere jährliche Zinsen als für deutsche.
Beat Pfiffner ist stellvertretender Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank.
Vor einem Jahr betrug dieser Aufschlag für das höhere Kreditrisiko Italiens lediglich einen Prozentpunkt. Hält das erhöhte Zinsniveau längere Zeit an, wird das zum Problem: Es bremst die Wirtschaft und belastet den Staatshaushalt, sodass die Schulden tatsächlich weniger tragfähig werden.
Hoffnung ruht auf der EZB
Helfen würden in einer solchen Situation Reformen, um die Volkswirtschaft effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen. Spanien ist dies nach der Euro-Krise gelungen, Italien hingegen kaum.
Die Hoffnungen ruhen deshalb vor allem auf der EZB. Die Notenbank hat aus Rücksicht auf schwache Mitgliedsländer die Leitzinsen bisher weniger stark erhöht, als dies aufgrund der hohen Inflation eigentlich nötig wäre.
Zudem will die EZB noch im Juli ein neues Instrument präsentieren, um die Kreditrisikoaufschläge von Problemländern zu senken: Es sollen gezielt Anleihen gekauft werden von Staaten, deren Zinsen «zu hoch» sind. Stärkere Euro-Länder haben allerdings bereits Bedenken angemeldet, ob dadurch nicht Anreize zur Geldverschwendung geschaffen und Staatshaushalte via Notenpresse finanziert werden. Sie verlangen enge Grenzen für die Hilfsmassnahmen.
Der Euro soll gerettet werden
Es wird deshalb interessant sein, ob das neue Instrument die Finanzmärkte tatsächlich beruhigt. Falls ja, müsste die EZB weniger Rücksicht auf die schwächeren Länder nehmen und könnte raschere Leitzinserhöhungen vornehmen. Dies würde den Euro stärken. Falls das neue Instrument aber zu wenig überzeugt, würden die Zinsen der schwächeren Länder wohl anhaltend hoch bleiben, das Wachstum würde gebremst und der Euro stünde weiterhin unter Druck.
Immerhin: Käme es zu einer Krise, wäre der politische Wille, den Euro zu retten, gross. Und für Schweizer Touristen und Touristinnen hat der schwache Euro ja auch sein Gutes: Die Ferien sind etwas günstiger – Sonne, Strand und mehr im Portemonnaie.