Hohe und potenziell weiter steigende Inflationszahlen, Zinserhöhungen, anhaltende Lieferkettenengpässe und geopolitische Konflikte – die Wirtschaft steht vor enormen Herausforderungen. Anders als oft vermutet, treiben nicht solche Umbruchszeiten die M&A-Aktivität an, sondern die Aussicht auf wirtschaftliche Stabilität und Prosperität

Daher erstaunt es nicht, dass der Oaklins-M&A-Index aktuell deutlich unter dem Allzeithoch Anfang 2022 notiert. In den kommenden zwölf Monaten dürften deswegen deutlich weniger Transaktionen über die Bühne gehen.  

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Allerdings dürfte sich der anhaltende Trend zu mehr M&A-Transaktionen nicht komplett abkühlen und sich das längerfristige Wachstum mindestens im Gleichschritt mit dem allgemeinen Wirtschaftswachstum entwickeln.  

Vor allem die Zuversicht in die Schweizer Konjunktur leidet unter dem herausfordernden Umfeld. Noch immer gehen allerdings 31 Prozent der rund 100 befragten M&A-Fachleute und Entscheidungsträger der Schweizer Wirtschaft von einer eher guten oder guten Konjunktur aus – zu Beginn der Pandemie lag dieser Wert bei nur 2 Prozent.  

Amerika interessanter als Asien

In ihrer jeweiligen Branche gehen denn auch 43 Prozent der Teilnehmenden von einer hohen oder eher hohen M&A-Aktivität aus. 28 Prozent können es sich vorstellen, in den kommenden Monaten Unternehmensteile zu verkaufen und ganze 62 Prozent möchten in den nächsten zwölf Monaten zukaufen.  

Den Fokus legen sie dabei insbesondere auf die Schweiz und den DACH-Raum. Amerikanische Unternehmen haben als Akquisitionsziele ebenfalls an Attraktivität hinzugewonnen, während asiatische Firmen weiterhin nur bei 5 Prozent als interessante Übernahmekandidaten gelten.  

Verglichen mit Anfang 2022 erwarten mehr Teilnehmende (+9%), dass die Bedeutung von Sanierungs- und Restrukturierungs-M&A zunehmen wird. Gleichzeitig gehen mehr Befragte (+5%) davon aus, dass Übernahmeziele künftig attraktiver werden sollten. M&A-Aktivitäten dürften jedoch weniger stark vom Wunsch nach Wachstum in neuen Regionen (–6%) getrieben sein. Zudem wird eine geringere Private-Equity-Aktivität (–8%) erwartet.  

Trendwende bei Preisen erwartet  

An finanziellen Mitteln für Akquisitionen mangelt es den befragten Unternehmen nicht: Mehr als die Hälfte beurteilen die Verfügbarkeit von Cash als hoch oder eher hoch und mehr als zwei Drittel schätzen auch die Verfügbarkeit von Fremdkapital als hoch oder eher hoch ein. Beide Werte liegen zwar etwas tiefer als vor einem halben Jahr, sprechen aber nach wie vor für ein gutes Finanzierungsumfeld.  

Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Umstände gehen allerdings fast vier von zehn Befragten von sinkenden Multiples aus, 35 Prozent erwarten stabile Preise. Die lang erwartete Trendwende hin zu tieferen Kaufpreisen dürfte also bevorstehen.    

Über den Autor

Jürg Stucker ist Partner von Oaklins Switzerland, einem Unternehmen, das auf den Bereich Mergers and Acquisitions (M&A) und Corporate Finance spezialisiert ist. Er leitet das Oaklins Robotics Team und hat einen Fokus in den Branchen Industrial Machinery & Components, TMT and Business Support Services.    

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