Auch wenn man darüber streiten kann, warum die Preise so stark steigen, insbesondere in den USA und in Euro-Landen, und was die beste Medizin wäre, das abzustellen: Auf jeden Fall scheint es seit Freitag mehr als sicher, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins weiter und möglicherweise stärker als erwartet nach oben schrauben wird. Auch die Europäische Zentralbank EZB könnte schon im September ihre Leitzinsen deutlich stärker anheben, als bisher erwartet.
Dass Aktien da unter Druck geraten, ist kein Wunder. Insbesondere die kleinen und damit risikoreicheren Titel kamen in den letzten beiden Tagen unter die Räder. Wie oft noch an der Zinsschraube gedreht wird, ist unklar. Aber bei den riskanteren Kleinwerten UMT United Mobility und Rock Tech Lithium ziehen wir deshalb die Handbremse und steigen aus.
Wir stellen auch Bellevue glatt. Angesichts fallender Kurse ist beim Finanzdienstleister mit sinkenden Volumina und Erträgen zu rechnen und damit tieferen Gewinnen. Wir investieren die nun doch deutlich erhöhte Liquidität dagegen in einen weiteren Wert aus dem Energiesektor: in Norwegian Energy.
Dieser Text beschreibt die jüngsten Entwicklungen im «Handelszeitung»-Portfolio.
Energie zählt gerade im aktuellen Umfeld zu den stabileren Sektoren und der Bereich profitiert natürlich von den hohen Preisen für Öl und Gas. Norwegian Energy zählt schon jetzt zu den Gewinnern dieser Entwicklung und im nächsten Jahr ist mit zusätzlichem Rückenwind für den Öl- und Gaskonzern aus dem norwegischen Stavanger zu rechnen.
Schon im ersten Halbjahr ging es bei Norwegian Energy steil nach oben. Obwohl die Produktion von Öl in den sechs Monaten nur von 20,2 auf 21,5 Millionen Barrel Öl-Äquivalent gestiegen und bei Gas sogar von 6,4 auf 6,0 Millionen gefallen ist, verdoppelte sich der Umsatz wegen der hohen Preise von 239,8 auf 443,7 Millionen Dollar.
Stand im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust vor Steuern von 35,7 Millionen Dollar in den Büchern, so gab es nun einen Vorsteuergewinn von 24,9 Millionen Dollar.
So weit der Status quo. Nur: Das Land Norwegen will auch künftig dick mit Öl und Gas im Geschäft bleiben, und um auch in 2040 noch reichlich fossile Rohstoffe aus dem Boden herauszuholen, vergibt das Land im hohen Norden wieder verstärkt Bohrlizenzen. Dürfte Norwegian Energy damit auch in Zukunft, in den nächsten ein oder zwei Jahrzehnten, gut im Öl- und Gasgeschäft bleiben, so hat das Unternehmen auch schon kurzfristig ein grosses Projekt in der Pipeline.
2019 hatte der Energiekonzern Geschäftseinheiten von Shell in Dänemark übernommen und ist seither der zweitgrösste Öl- und Gasproduzent in der EU.
Im Rahmen dieser Übernahme will Norwegian Energy in einem neuen Gasfeld im dänischen Meergebiet im Laufe von 2023 deutlich mehr Gas fördern als zuvor. Neue Plattformen wurden bereits in Stellung gebracht.
Soll der Umsatz des Unternehmens im nächsten Jahr im Bereich von 1,0 Milliarden Dollar noch stagnieren, so ist dann ab 2024 mit kräftig steigenden Erlösen und Gewinnen zu rechnen. In zwei Jahren könnte der Umsatz der Norweger bereits bei 1,5 Milliarden Dollar liegen, das operative Ergebnis sich verdoppeln. Der Gewinn je Aktie – mehr oder weniger stabile Preise bei Öl und Gas vorausgesetzt – könnte dann im Bereich von 10,0 Euro liegen. Bei einem 3er- oder 4er-KGV auf Basis 2024 hat die Aktie spielend das Zeug zum Verdoppler.