Der Swiss Market Index wurde in diesem Jahr wesentlich von den drei Index-«Schwergewichten» Roche, Novartis und Nestlé getrieben. Die Aktien gewannen zwischen 25 und 30 Prozent hinzu. Wie lange geht das noch gut?
Den drei Zugpferden geht langsam die Puste aus, die mittlerweile sportlichen Bewertungen dieser drei Blue-Chips limitiert das zukünftige Aufwärtspotential. Nestlé hat bereits anfangs September seine Jahreshöchstkurse erreicht und tendiert seither leicht abwärts.
Die beiden Pharmawerte haben anschliessend die Führung übernommen und den SMI auf neue Allzeithöchstkurse geführt. Sollte sich die Konjunktur, wie von uns erwartet, stabilisieren und in der zweiten Jahreshälfte wieder zulegen, werden die hochbewerteten defensiven Qualitätswerte Mühe bekunden. Eine Underperformance des SMI gegenüber anderen Aktienindices würde vor diesem Hintergrund nicht überraschen.
Welche drei Aktien aus dem Swiss Market Index würden Sie für 2020 kaufen und welche meiden?
Für das nächste Jahr setzen wir auf zyklische Titel, welche vom erwarteten Wirtschaftsaufschwung überproportional profitieren, eine hohe Dividende bezahlen und eine vernünftige Bewertung aufweisen, wie zum Beispiel.: Lafarge Holcim, Swatch und UBS.
Zurückhaltend sind wir ausschliesslich aus Bewertungsgründen für Geberit, Nestlé und Zurich Insurance. Das hohe KGV dieser drei Aktien steht in keinem Verhältnis zu den mittelfristigen Wachstumsmöglichkeiten dieser Unternehmen.
Der Goldpreis hat in diesem Jahr 14 Prozent zugelegt. Was erwarten Sie für eine Preisentwicklung im nächsten Jahr?
Der Goldpreis dürfte sowohl nächstes Jahr als auch darüber hinaus weiter steigen. Gold eignet sich aufgrund der tiefen Korrelation zu anderen Anlageklassen hervorragend als Portfolioabsicherungsbaustein.
Die Haltekosten von Gold sind infolge der sehr tiefen Zinsen und der expansiven Geldpolitik der Notenbanken vernachlässigbar. Immer mehr Zentralbanken aus den Entwicklungsländern setzen auf Gold als Substitut für ihre US-Dollar Fremdwährungsreserven. Der von uns erwartete schwächere Dollar wird die private Nachfrage aus den Emerging-Markets befördern. «Last but not least» bietet Gold einen kostengünstigen Schutz vor Extremrisiken aller Art.
In Deutschland zerbricht womöglich die grosse Koalition von SPD und CDU/CSU. Was würde ein Regierungswechsel für die deutsche Wirtschaft bedeuten?
Für die deutschen Sozialdemokraten käme dies wohl einem Befreiungsschlag gleich und würde ein dynamisches Signal an die Wirtschaft senden. Der kleine Partner der Koalition scheint meines Erachtens von der«merkelschen» Melancholie des Ausharrens und der schwarzen Null im Budget erschöpft zu sein. Die neue SPD-Spitze müsste ihr Wahlversprechen unter den Parteimitgliedern einhalten und dem grossen Partner CDU Gegengewicht geben. Deutschland ist zuletzt fast in eine technische Rezession gestürzt, eine Veränderung des status quo erfordert eine expansive Ausgabenpolitik und effiziente Investitionen. Davon wird auch die Schweizer Wirtschaft profitieren.
Und was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte sonst noch?
Die Investoren wurden von der starken Performance der Aktienmärkte sichtlich überrascht. Trotz schwacher Signale aus dem verarbeitenden Gewerbe konnten solide Unternehmensergebnisse im dritten Quartal vorgelegt werden. Die Anleger umtreibt die Frage, ob die nun angehobenen Gewinnprognosen der Unternehmen von einem negativen Ausgang des Handelsstreits vereitelt werden. Falls ja, so werden für das kommende Jahr defensive Werte und Dividendentitel in der Gunst stehen.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln? Investoren mit einem Aktienuntergewicht sehen sich zum Jahresende gezwungen Käufe zu tätigen, um die Gewinner im Portfolio zu haben. Das wird die Kurse weiter stützen.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Leicht höher als zum Jahresanfang. Das Wahljahr des US-Präsidenten ist historisch gesehen positiv für die Aktien. Der US-Präsident wird sich engagieren und das Marktvertrauen fördern. Wir gehen von Kursen zwischen 10’500 und 11’200 Punkten aus.