Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) stärkt den Notenbanken bei der Auslotung digitaler Versionen ihrer Währungen den Rücken. «Digitales Zentralbankgeld ist ein Konzept, dessen Zeit gekommen ist«, erklärte BIZ-Forschungschef Hyun Song Shin am Mittwoch.
«Als eine technologisch weiterentwickelte Form von Zentralbankgeld läutet es eine neue Ära für das Geldsystem ein.» Aus BIZ-Sicht könnte es das Rückrat eines neuen digitalen Zahlungssystems bilden. Sie schätzt, dass derzeit mindestens 56 Notenbanken und Währungsbehörden rund um den Globus an solchen Digitalwährungs-Projekten zur Modernisierung des Zahlungsverkehrs arbeiten.
Angeschoben durch die Corona-Krise haben digitale Bezahlformen wie das Zahlen per Mobiltelefon zuletzt in vielen Ländern kräftig zugenommen. Bei den Überlegungen vieler Währungshüter spielt aber auch die drohende Konkurrenz durch Cyberwährungen internationaler Technologiekonzerne, wie etwa durch die geplante Kryptodevise Diem von Facebook eine wichtige Rolle. Denn angesichts der hohen Nutzerzahlen auf sozialen Netzwerken könnte dadurch die Währungshoheit der Notenbanken untergraben werden.
EZB noch unentschlossen beim digitalen Euro
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bislang noch nicht beschlossen, ob es einen digitalen Euro geben soll. In kürze will sie entscheiden, ob ein formelles Projekt gestartet wird. Einige kleinere Länder sind bereits vorgeprescht.
So hatten die Bahamas 2020 als erstes Land der Welt eine digitale Version ihrer Währung an den Start gebracht, den sogenannten «Sand Dollar«. Unter den grossen Ländern ist China weit vorne: Dort gibt es bereits in mehreren Metropolen Testläufe für einen digitalen Yuan. EZB-Präsidentin Christine Lagarde schätzt, dass es bis zur Einführung eines digitalen Euro noch etwa vier Jahre dauern könnte.
Aus Sicht der BIZ würde digitales Zentralbankgeld am besten in einem zweistufigen System funktionieren. In diesem wären die Notenbanken unter anderem für die Stabilität der Digitalwährung, deren Sicherheit und Effizienz zuständig. Die Finanzwirtschaft, darunter Geschäftsbanken, würde dann Aufgaben rund um den Kontakt mit den Kunden wahrnehmen.
Die BIZ sprach sich zudem dafür aus, dass kontobasierte Digitalwährungen der Notenbanken an eine digitale Identität geküpft werden, so dass nur Berechtigte Zugang erhalten. Dabei hat sie auch die Verhinderung von Datenmissbrauch sowie den Schutz vor Geldwäsche im Blick.
(sda/me)