Der US-Luftfahrtkonzern Boeing muss wegen der 737-Max-Krise milliardenschwere Sonderkosten in der Bilanz verdauen. Im zweiten Quartal werde eine Belastung in Höhe von 4,9 Milliarden Dollar nach Steuern anfallen.

Dies teilte das Unternehmen am Donnerstag (Ortszeit) nach US-Börsenschluss mit. Die 737-Max-Baureihe wurde nach zwei Abstürzen mit Flugverboten belegt. Boeing will seine kompletten Quartalszahlen am 24. Juli der Öffentlichkeit präsentieren.

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Laut Boeing soll das nun zurückgelegte Geld für potenzielle Entschädigungen von Fluggesellschaften verwendet werden, die wegen des Ausfalls der 737 Max von Betriebsstörungen und Auslieferungsverzögerungen betroffen sind. Der Konzern will die Sonderkosten zwar komplett im zweiten Quartal verbuchen, die möglichen Kompensationen an die Airlines sollen aber erst über mehrere Jahre gestreckt erfolgen.

Implodierte Gewinnspanne

Zudem teilte der Flugzeugbauer mit, dass die Produktionskosten des gesamten 737-Programms im zweiten Quartal um etwa 1,7 Milliarden Dollar angestiegen sein dürften. Dies liege hauptsächlich daran, dass die Fertigungsrate länger als geplant reduziert werden müsse. Diese gestiegenen Kosten würden auch künftig die Gewinnspannen belasten.

Boeing ist nach zwei Flugzeugabstürzen baugleicher 737-Max-Maschinen in Indonesien und Äthiopien, bei denen im Oktober und März insgesamt 346 Menschen starben, in eine tiefe Krise geraten. Für den betroffenen Flugzeugtyp - bis dahin das meistverkaufte Modell des Herstellers - wurden weltweit Startverbote verhängt. Ob und wann Boeings 737-Max-Serie wieder abheben darf, ist derzeit unklar.

Zuletzt hatten Aufseher weitere Probleme festgestellt, wodurch sich eine Wiederzulassung noch deutlich länger hinziehen könnte. Boeing steht im Verdacht, die Flugzeuge überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Konzern bestreitet dies zwar, hat aber Pannen eingeräumt. Untersuchungsberichte deuteten auf eine fehlerhafte Steuerungssoftware als Absturzursache hin.

Optimistische Schätzungen

Der US-Flugzeugbauer Boeing hofft, im Herbst wieder eine Betriebserlaubnis für die mit einem weltweiten Flugverbot belegten Maschinen vom Typ 737 MAX zu bekommen. Der Konzern erklärte am Donnerstag, angestrebt werde eine Rückkehr zum Flugbetrieb zum Beginn des vierten Quartals. Dies sei aber nur eine «bestmögliche Schätzung». Der tatsächliche Termin könne von dieser Schätzung abweichen.

Die US-Fluggesellschaften mit 737-Max-Maschinen - Southwest, American und United Airlines - hatten zuletzt angekündigt, die Krisenjets bis Anfang November aus den Flugplänen zu streichen. Deshalb entfallen täglich Hunderte Flüge und den Airlines entstehen zusätzliche Kosten. Ein weiteres Problem sind Bestellungen für die 737 Max, die wegen des Flugverbots nicht ausgeliefert werden können.

Anleger konnten die Hiobsbotschaften vom Donnerstag jedoch nicht schrecken. Im Gegenteil: Boeings-Aktien drehten im nachbörslichen Handel sogar mit rund zwei Prozent ins Plus. Offenbar hatten die Marktteilnehmer noch heftigere Belastungen befürchtet. Ohnehin haben sich Börsianer die 737-Max-Krise bisher recht gelassen angeschaut. Auf Jahressicht hat der Aktienkurs sogar um knapp zwölf Prozent zugelegt.

(sda/mbü)