Der Ferienflieger Tuifly entscheidet nächste Woche über die geplante Halbierung der Flotte und einen Abbau von rund 900 Stellen. Nach einem runden Tisch im niedersächsischen Wirtschaftsministerium am Montag solle der Aufsichtsrat am Donnerstag einen Beschluss fassen, wie am Freitag aus dem Umfeld des Unternehmens verlautete.
Ein Konzernsprecher sagte nur, dass das Kontrollgremium nächste Woche über die Neuausrichtung beschliessen werde. Tuifly-Chef Oliver Lackmann appellierte mit an die Belegschaft, die Restrukturierung sei alternativlos. «Wenn wir uns jetzt nicht verändern, dann werden wir diese Krise nicht überleben», schrieb Lackmann in einer Information an die Mitarbeiter, in die Reuters Einsicht hatte.
Tuifly ist die Airline des weltgrössten Tourismusunternehmens TUI, das wegen der Corona-Krise konzernweit rund 8000 Arbeitsplätze streichen will und bereits Staatshilfen von 1,8 Milliarden Euro bekommt. Jüngst hatte TUI-Chef Fritz Joussen angekündigt, beim Ferienflieger sei fast die Hälfte der knapp 2000 Vollzeitstellen betroffen: «Wir reden über 900 Vollzeitstellen.» Zudem dürfte nach Firmenangaben die Hälfte der 39 Maschinen vom Typ Boeing 737 wegfallen.
Kosten sollen um 30 Prozent reduziert werden
Ursprünglich sollte es noch in dieser Woche eine Entscheidung zu Tuifly geben. Aber Landeswirtschaftsminister Bernd Althusmann hat zu einem runden Tisch nach Hannover eingeladen. Ziel sei es, «mögliche Kompromisse zwischen den Beteiligten auszuloten, um einen geplanten Stellen- und Aufgabenabbau insbesondere am Standort Hannover zu vermeiden oder wenigstens weitgehend zu begrenzen«. Die Geschäftsführung erwäge eine Kostenreduzierung um 30 Prozent. An dem Gespräch sollen
Top-Manager von TUI, Tuifly, Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter teilnehmen.
Airline-Chef Lackmann warnte aber vor zu hohen Erwartungen. Letztlich müssten vor allem Geschäftsführung und Sozialpartner gemeinsam einen Weg zu finden, «unsere Airline in eine stabile und sichere Zukunft zu führen«. Demnach sollen noch im Juni Gespräche zum Interessenausgleich und Sozialplan starten.
(reuters/me)