Das sind Ergebnisse des am Mittwoch veröffentlichten Berichts "Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere - Wirksamkeit von Management-Massnahmen". Die im Januar 2020 von der nationalen landwirtschaftlichen Beratungszentrale Agridea und der Stiftung Kora für Raubtierökologie und Wildtiermanagement gestartete gemeinsame Studie wurde vom Bundesamt für Umwelt finanziell unterstützt.

Analysiert und aufgearbeitet wurde Daten zu Wolfspräsenz, Wolfsabschüssen, Anzahl gerissene Nutztiere, Angebot an Nutz- und Wildtieren, genutzte Weiden und Weidesysteme und angewandte Herdenschutzmassnahmen von 2004 bis 2019.

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Nur wenige "Hotspot-Weiden"

Der Abschlussbericht hält fest, dass in den meisten Kleinvieh-Sömmerungsgebieten im Wolfsgebiet auch während Jahren mit Wolfspräsenz keine Schäden an Nutztieren entstanden sind. Nur wenige Sömmerungsgebiete seien in einem oder mehreren Jahren stark betroffen gewesen. Sie werden als "Hotspot-Weiden" bezeichnet.

Auf grossen Alpen in zerklüftetem Gelände und dort, wo viele Schafe über längere Zeit gesömmert wurden, sei es gemäss Modellberechnungen am ehesten zu Schäden gekommen. Ausserdem waren Übergriffe auf Nutztiere in den Gebieten mit transienten Einzelwölfen wahrscheinlicher als in Gebieten mit residenten Einzelwölfen.

Gewisse Wolfsindividuen rissen mehr Nutztiere als andere. Rund die Hälfte der Einzelwölfe verursachte keine bis wenige Schäden in den Sömmerungsgebieten. Wenn es zu Schäden kam, war das Schadensausmass bei Wolfspaaren höher als bei residenten Einzelwölfen.

Verallgemeinerte lineare gemischte Modelle zeigten, dass bei Wolfsangriffen deutlich weniger Nutztiere gerissen wurden, wenn Herdenschutzhunde im Einsatz waren. Schäden konnten jedoch nicht ganz verhindert werden. Herdenschutzhunde seien allerdings weniger effizient in sehr zerklüfteten Sömmerungsgebieten mit hohem Waldanteil, stellt die Studie fest.

Abschüsse kurz- und mittelfristig wirksam

Die Studie verglich auch die Anzahl gerissener Nutztiere in denAufenthaltsgebieten von Wölfen mit einer Abschussbewilligung im Ausstellungsjahr der Bewilligung und im Folgejahr. Es zeigte sich, dass der Abschuss von schadenstiftenden Einzelwölfen eine kurz- bis mittelfristig wirksame Massnahme zur Verringerung von Nutztierrissen war. Betroffene Gebiete seien nach Abschüssen längere Zeit wolfsfrei geblieben.

Um abschätzen zu können, wie wirksam das Entfernen von Jungtieren aus Wolfsrudeln auf die längerfristige Schadensentwicklung ist, wäre eine Wiederholung der Analyse in den kommenden Jahren nötig, stellt der Bericht fest. Dazu müssten aber alle Eingriffe in Wolfsrudel sorgfältig dokumentiert werden.

Zur Effizienz von Herdenschutzmassnahmen gibt es in Europa, wie die Studie festhält, "eher wenige robuste Studien". Am besten bewährt habe sich gemäss diesen offenbar der Einsatz von korrekt installierten Elektrozäunen.

Die Wirksamkeit von elektrischen Zäunen konnte in der Studie jedoch nicht untersucht werden. Ein Abgleich der landwirtschaftlichen Daten des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) mit den kantonalen Sömmerungsperimetern sowie eine systematischere Dokumentation des Einsatzes von elektrifizierten Zäunen wären für weitere Studien dringend notwendig, heisst es weiter.