Airbus entledigt sich mit Rekord-Strafzahlungen von fast 3,6 Milliarden Euro einer Korruptionsaffäre, deren Schatten seit Jahren über dem französisch-deutschen Flugzeugbauer liegt. Die französische Justiz bestätigte eine Einigung von Airbus mit der Finanzstaatsanwaltschaft PNF.
Allein an Frankreich gehen 2,083 Milliarden Euro, wie der zuständige Staatsanwalt Jean-Francois Bohnert am Freitag sagte. «Mit der heutigen Vereinbarung helfen wir Airbus, das Kapitel endgültig abzuschliessen.» Auch in Grossbritannien und den USA beglaubigten Gerichte am Freitag gleich lautende Vergleiche mit den Behörden. An die britische Sonderermittlungseinheit SFO gehen knapp eine Milliarde Euro, an das US-Justizministerium insgesamt 527 Millionen Dollar.
Nach Angaben von Anti-Korruptions-Experten ist es der bisher teuerste Vergleich in einem solchen Verfahren. Der Konzern zahlt jedenfalls fast das Fünffache der Summe, die der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce in einem ähnlich gelagerten Fall hinblättern musste:
Die Briten liessen sich 2017 einen Vergleich 809 Millionen Dollar (umgerechnet 735 Millionen Euro) kosten. Airbus entgeht damit dem Risiko, bei einem Urteil auf Jahre hinaus von Staatsaufträgen in Europa und den USA ausgeschlossen zu werden. Vor allem für die Raumfahrt- und Rüstungssparte wäre das ein grosser Rückschlag gewesen.
Grundsatzeinigung schon am Dienstag
Der Flugzeugbauer hatte am Dienstag eine Grundsatzeinigung mit den Ermittlungsbehörden verkündet, in der Bilanz für 2019 sind dafür 3,6 Milliarden Euro zurückgestellt. Im Heimatland Frankreich muss sich Airbus drei Jahre lang von der Anti-Korruptions-Agentur auf die Finger schauen lassen, wie das Gericht mitteilte.
Ob mit den Vergleichen auch persönliche Anklagen gegen Manager vom Tisch sind, blieb unklar. Der US-Staatsanwalt erklärte, die Ermittlungen gegen Einzelne gingen weiter. Im Fall von Rolls-Royce waren entsprechende Verfahren nach und nach eingestellt worden.
In der Affäre, die das Unternehmen seit Jahren in Atem hält und die viele Manager den Job gekostet hat, geht es primär um den Vorwurf der Bestechung und Korruption im Zusammenhang mit dem Einsatz von Mittelsmännern beim Verkauf von Flugzeugen. Airbus hatte sich das jahrzehntelang gepflegte System pro Jahr Hunderte Millionen Euro kosten lassen.
Der Druck der Justiz hatte letztlich auch zum Rückzug von Vorstandschef Tom Enders geführt, obwohl ihm persönlich nichts vorzuwerfen war. In den USA musste sich Airbus zudem mit angeblichen Verstössen gegen Ausfuhrbeschränkungen auseinandersetzen. Nach Angaben des US-Aussenministeriums wurden diese Vorwürfe gegen eine Zahlung von zehn Millionen Dollar beigelegt.
(awp/tdr)