cash.ch: Cembra Money Bank hat die Dividende letztes Jahr erhöhen können. Was ist die Dividendenstrategie für die nächsten Jahre?
Holger Laubenthal: Die Dividendenzahlung ist für die Cembra-Aktionärinnen und Aktionäre wichtig. An den seit dem IPO durchgängig bezahlten Dividenden wollen wir festhalten. Die gesamten Dividendenzahlungen beliefen sich dabei auf über eine Milliarde Franken. Das Ziel bleibt weiterhin stabile oder steigende Dividendenausschüttungen. Wir sind dazu mit einer starken Eigenkapitalquote beim Kernkapital von 17,2 Prozent gut aufgestellt.
Können Sie die Dividende mit dem bestehenden Kosten-Ertrags-Verhältnis sicherstellen?
Wir haben ein sehr widerstandsfähiges Geschäftsmodell und wir haben klare Ansprüche, uns weiterzuentwickeln. Auf der Kostenseite haben wir in der Strategievorstellung Ende 2021 gesagt, dass wir bis 2026 auf einen Kosten-Ertrags-Verhältnis von unter 39 Prozent kommen wollen. Dazu haben wir Benchmarks verglichen und festgestellt, dass dieses Ziel anspruchsvoll, aber realistisch ist. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis ist eine der wesentlichen Kennzahlen, auf die wir im Rahmen der Umsetzung unserer Strategie schauen.
Die Kreditausfälle sind im letzten Geschäftsjahr angestiegen. Ist das ein Problem?
Wie wir immer vorausgesagt haben, ergibt sich nach der Covid-Krise eine Normalisierung der Verlustquote. Die ist zwar leicht angestiegen, aber sie stellt kein Problem dar. Die Verlustrate ist immer noch kleiner als ein Prozent, weil wir beim Risikomanagement eine sehr langfristige Politik verfolgen. Es ist weiterhin unser Anspruch, verlässliche Zahlen zu liefern. Das ist sozusagen unsere DNA – zusammen mit einer verantwortungsvollen Kreditvergabe.
Ist das klassische Kreditvergabegeschäft langweiliger Natur?
Wir haben da anspruchsvolle Systeme, Tools und Modelle, mit denen wir rechnen und arbeiten. Diese haben wir über Jahrzehnte hinweg konsequent weiterentwickelt. Und dazu kommt natürlich auch das Know-how und das Gespür unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Kreditprüfung und Kreditvergabe tätig sind. Damit erreichen wir die Stabilität in unserem Geschäftsmodell.
Cembra musste 2021 den Wegfall der Migros-Kreditkarten respektive des Cumulus-Programms hinnehmen, der Aktienkurs brach massiv ein. Wie blicken Sie darauf zurück?
Nun, wir haben seit der Ankündigung, dass die Vereinbarung endet, hart daran gearbeitet. Mit unserem Nachfolgeprodukt Certo! hatten wir rechtzeitig ein attraktives eigenes Angebot am Start. Wichtig war dabei, es den Kundinnen und Kunden möglichst einfach zu machen, auf die neue Kreditkarten zu wechseln, sodass wir einen Grossteil der Kundschaft halten konnten. Die sehr guten Kundenbindungsprogramme halfen uns dabei. Zudem haben wir den operativen Service noch einmal deutlich verstärkt. Die Nettoforderungen sind auf Vor-Covid-Niveau und wir können unsere Wachstumsambitionen weiter verfolgen.
Gerade im Kreditkartengeschäft ist die Konkurrenz gross. Gibt es da noch Wachstumspotenzial?
Es gibt tatsächlich mehr als genügend Kreditkartenanbieter auf dem Schweizer Markt und der Wettbewerb ist nicht ohne. Das ist auch gut so, es hält uns agil und alle anderen auch. Wichtig ist dabei, selektiv zu wachsen. Im Gegensatz zum Kreditkartengeschäft waren wir im Konsumkreditgeschäft vor dem Hintergrund der stark und rasch steigenden Zinsen etwas restriktiver. Im Bereich Fahrzeugfinanzierung und Leasing ist das Wachstum weiterhin gut.
Das stärkste Wachstum verzeichnen Sie mit 'Buy Now, Pay Later', sprich BNPL?
Da sind wir sowohl organisch als auch durch die Akquisition von Byjuno, die wir letztes Jahr integriert haben, stark gewachsen. Wir haben das Kerngeschäft von Cembra neu in zwei starke Bereiche organisiert. Auf der einen Seite Lending mit den Konsumkrediten und dem Leasinggeschäft, und auf der anderen Seite Payments mit den Kreditkarten und 'Buy Now, Pay Later'. Wir sehen in beiden Bereichen Wachstumspotenzial. Gerade die Bündelung im Bereich Payments gibt uns die Möglichkeit, die Kundinnen und Kunden noch deutlich umfassender zu bedienen.
Ist Embedded Finance diese Bündelung?
Früher kam der Kunde teils nach einem positiven Kreditentscheid zurück in die Filiale, nahm das Bargeld in einer Tasche mit, fuhr mit dem Tram zum Occasionsmarkt, schaute sich ein paar Autos an und kaufte eines. Das gibt es kaum noch, es hat sich fundamental geändert. Der Konsument will heute online und auch im Geschäft etwas kaufen, situativ und flexibel, je nach Bedürfnis. Dabei sind Zahlung und Finanzierung durch die heutigen Möglichkeiten sehr viel enger mit dem Kaufprozess verzahnt. Das ist Embedded Finance und wir sind in der Lage, auch unsere Partner im Handel mit verschiedenen Zahlungs- und Finanzierungsmöglichkeiten direkt zu integrieren.
Gehören da auch Applikationen auf der Blockchain bei Cembra dazu?
Bei der Digitalisierung, Blockchain und der künstlichen Intelligenz (KI) haben wir verschiedene Stossrichtungen. Damit sind wir in Zukunft noch digitaler und automatisierter unterwegs. Ohne Mobile App läuft zum Beispiel nichts mehr, der Zugang zu Produkten und Dienstleistungen muss einfach sein. Zum Erreichen unserer finanziellen Ziele investieren wir aber nur in Projekte, welche unser Geschäftsmodell stärken. Jüngst haben wir eine neue Leasing-Plattform lanciert, welche die Autohändler noch stärker unterstützt. Wichtig bleibt auch da eine klare Strategie, die wir umsetzen wollen.
Die langfristigen Zinsen sind in den letzten 6 Monaten deutlich gesunken. Spüren Sie schon eine Verbesserung bei den Refinanzierungen?
Es steht und fällt mit den Fälligkeiten. Neues Geld ist jetzt günstiger als vor einem Jahr, aber immer noch deutlich teurer als vor zwei oder drei Jahren. Wir sind ja nicht auf einen Stichtag finanziert, sondern über Zeiträume hinweg. Das Bilanzstrukturmanagement ist eine Kernaufgabe und Kernkompetenz einer Bank. Letztendlich sind das Zyklen, die irgendwo immer wiederkehren. Auch wenn wir sehr lange in dem Bereich negativer Zinsen waren, kann ich mich auch noch gut erinnern, als die Zinsen deutlich höher und Hypotheken für sieben, acht Prozent gang und gäbe waren. Uns geht es deshalb darum, dass wir das Geschäft langfristig richtig managen. Entsprechend agieren wir und werden Zinsänderungen auch auf der Aktivseite umsetzen.
Lässt sich das überhaupt beziffern, wie sich eine Zinsveränderung von 0,25 Prozent durchschlägt?
Es gibt da leider keine direkte Berechnungsweise. Steigende Zinsen spiegeln sich in der Refinanzierung wider, und daher ist es für uns in solchen Fällen entscheidend, auf der Aktivseite rasch zu reagieren. Das haben wir in den letzten Jahren dann auch getan. So hat sich im zweiten Halbjahr 2023 die Net Interest Marge (NIM) entsprechend stabilisiert und leicht erholt.
Holger Laubenthal, geb. 1972, deutsche Staatsangehörigkeit) ist seit März 2021 CEO der Cembra Money Bank. Er hat einen MBA-Abschluss der Harvard Business School (2002) und ist Diplom-Ingenieur im Wirtschaftsingenieurwesen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch unter dem Titel: "Cembra-CEO: «An den durchgängig bezahlten Dividenden seit dem IPO wollen wir festhalten»".