Angesichts der anhaltenden Hängepartie um den Brexit hält die Bank von England (BoE) den Leitzins wenige Wochen vor den anstehenden Neuwahlen konstant. Die Währungshüter um Notenbank-Chef Mark Carney beliessen den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag bei 0,75 Prozent.

Allerdings votierten überraschend zwei der neun Geldpolitiker für eine Senkung. Auch die übrigen erwägen einen solchen Schritt, falls sich die maue Weltkonjunktur nicht fangen und die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit festsetzen sollte. Zugleich signalisierten sie weniger Entschlossenheit als bisher, bei verbesserter konjunktureller Grosswetterlage mittelfristig begrenzte und schrittweise Zinserhöhungen zu erwägen.

Politische Weichenstellung am 12. Dezember

Die Währungshüter stehen an der Zinsfront nicht unter Handlungsdruck, da die Inflation zuletzt mit 1,7 Prozent unter dem Ziel der Notenbank von zwei Prozent verharrte. Zugleich steht das Land politisch vor wichtigen Weichenstellungen: Premierminister Boris Johnson hat im Wahlkampf den Austritt seines Landes aus der Europäischen Union im Januar zugesichert.

Seine Brexit-Vereinbarung mit der EU hatte bei den Abgeordneten keine Mehrheit gefunden. Das Unterhaus zwang ihn zu einer Verlängerung der Brexit-Frist vom 31. Oktober bis zum 31. Januar. Bei Parlamentswahlen am 12. Dezember soll die Blockade im Brexit-Prozess gelöst werden.

Viele Firmen im Vereinigten Königreich treibt die Frage um, ob das Land womöglich ohne Vertrag aus der EU aussteigen wird. Die Bank of England geht mittlerweile davon aus, dass die Wirtschaftsleistung bei einem solchen harten Brexit im schlimmsten Fall binnen ungefähr eines Jahres um 5,5 Prozent schrumpfen würde.

(awp/gku)

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