Der Zug- und Tramhersteller Bombardier sucht nach Lösungen, wie der ÖV in Corona-Zeiten sicherer gemacht werden kann. Eine Möglichkeit ist ein Filter mit Silberbeschichtung, der praktisch alle Viren eliminiert. Laufen die Tests gut, könnte er bald installiert werden.

Die Schweizerinnen und Schweizer, bekanntlich Europameister im Bahnfahren, meiden wegen der Corona-Pandemie vermehrt den öffentlichen Verkehr. Der Zug- und Tramhersteller Bombardier Schweiz will das angeknackste Vertrauen nun mit technischen Lösungen wiederherstellen.

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Bombardier, Hersteller der Dosto-Züge und der Flexity-Trams, hat verschiedene Ideen entwickelt, «mit denen das Virus von den Zügen ferngehalten werden kann», wie Stéphane Wettstein, Chef von Bombardier Schweiz, am Mittwoch vor den Medien sagte.

Umgesetzt ist derzeit noch nichts. Aber man sei in Gesprächen mit Anbietern, auch mit städtischen Verkehrsbetrieben, und das Interesse sei gross. Die Pandemie dauere bekanntlich länger. Deshalb müsse man sich darauf einstellen, längerfristige Massnahmen zu ergreifen, sagte Wettstein. Aber auch ohne Corona seien Änderungen sinnvoll, nur schon wegen der Grippewelle, die jedes Jahr eintreffe.

Filter mit Silberbeschichtung

Gross ist das Interesse etwa an einem neuen Filter, der nicht nur Pollen und Staub aufhält, sondern auch 99,9 Prozent der Viren. Es handelt sich dabei um einen Schaumfilter mit Silberbeschichtung. Derzeit sei man im Patentierungsprozess, sagte Wettstein.

In Hamburg und Grossbritannien wird der Filter bereits testweise eingesetzt. Laufen die Tests gut, könnte der Silberfilter innert kürzester Zeit in den Schweizer Zügen und Trams installiert werden. «Die Filter wären sofort verfügbar und schnell eingebaut.» Die heutigen Filtermatten würden einfach durch den neuen Filter ersetzt.

Einfach zu installieren wären gemäss Wettstein auch Plexiglasscheiben zwischen den Sitzen und Desinfektionsmittel-Dispenser. Auch Zonen für speziell vulnerable Passagiere wären eine Möglichkeit, ähnlich wie Ruhe-Zonen.

Das Ende der Grossraumwagen

Bombardier bietet den Bahnbetreibern auch an, Züge im Hinblick auf die aktuelle oder allfällige künftige Pandemien neu zu gestalten. So könnte etwa wieder auf die Stehplatzzonen verzichtet werden, die erst seit wenigen Jahren zum Einsatz kommen. «Generell ist es besser, wenn die Passagiere sitzen statt stehen», so Wettstein.

Corona könnte sogar das Ende der Grossraumwagen bedeuten. Statt offene Viererabteile zu bauen, würden wieder Sechser- oder Achterabteile abgetrennt, wie heute teilweise in der 1. Klasse. Die Wände würden verhindern, dass sich Viren im ganzen Wagen ausbreiten.

Mit separaten Türen zum Ein- und Aussteigen könnte zudem verhindert werden, dass sich die Passagiere bei der Suche nach einem Platz kreuzen. In Kanada sei dieses Konzept bereits im Einsatz. "Man muss sich dann natürlich auch daran halten."

Zu wenige Haken für den Velo-Boom

Die Corona-Pandemie führte in diesem Frühling bereits zu einem für Bombardier und die SBB unerwarteten Effekt: einem regelrechten Velo-Boom. Vor allem an den Wochenenden gab es zu wenige Haken für all die Velos, was zu entsprechend kritischen Rückmeldungen führte.

Die SBB wollen die Kapazität im kommenden Jahr nun deutlich erhöhen, vor allem an Spitzentagen etwa auf der Strecke Zürich-Chur und Bern-Visp-Brig. Was bauliche Massnahmen betrifft, werden aktuell mehrere Ideen geprüft, wie es bei den SBB auf Anfrage hiess.

Sie begrüsse es, dass sich auch die Hersteller dazu Gedanken machen würden. Eingeführt wird voraussichtlich auch eine Velohaken-Reservationspflicht auf allen IC/EC-Linien einführen, wie es sie heute schon auf der Gotthard-Linie gibt. Die genauen Modalitäten würden noch festgelegt, heisst es bei den SBB. Auch dies sorgte in jüngster Zeit für Proteste von Velofahrenden.

(sda/mlo)