Die Aufsichtsräte der spanischen Grossbanken Caixabank und Bankia haben am Donnerstag mitten in der schweren Corona-Krise den Zusammenschluss beider Geldinstitute und damit eine der grössten Fusionen in dem Land beschlossen. Die wesentlich grössere Caixabank übernimmt dabei faktisch Bankia, und die neue Bank wird wieder Caixabank heissen, wie die Zeitung "El País" berichtete.
Die Fusion sowie Pläne zum Ausbau des Onlinebanking dürften zur Schliessung von Bankfilialen und einem Verlust von Arbeitsplätzen führen. Die linke Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez unterstützt die Fusion, um den Bankensektor zu stärken. Der Zusammenschluss muss dann noch bei einer ausserordentlichen Hauptversammlung der Aktionäre beider Banken voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte genehmigt werden.
Podemos fordert Rückzahlung von Finanzhilfen
Bankia musste in der Folge der Finanzkrise von 2008 vom Staat, der 62 Prozent der Aktien hält, mit Finanzhilfen von etwa 23 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Der kleinere Koalitionspartner von Sánchez, Unidas Podemos, setzt sich nun dafür ein, dass die neue Grossbank die Hilfen zurückzahlt.
Mit Blick auf den Heimatmarkt entsteht mit dem Zusammenschluss das grösste spanische Kreditinstitut, an dem der Staat dann noch etwa 16 Prozent der Anteile halten wird. Wirtschaftsministerin Nadia Calviño hat der Fusion Medienberichten zufolge bereits grundsätzlich zugestimmt.
Vor BBVA und Santander
Sitz der neuen Bank werde wie schon bei der Caixabank Valencia sein, und operative Zentralen werde es wie zuvor in Barcelona und Madrid geben. Die Führung der Bank teilen sich demnach der bisherige Chef von Bankia, José Ignacio Goirigolzarri, und der Caixabank, Gonzalo Gortázar, der Aufsichtsratsvorsitzender werden solle.
Der Kauf soll in Aktien bezahlt werden, allerdings wurde das Tauschverhältnis bisher nicht offiziell bekannt. In Medienberichten war davon die Rede, dass die bisherige Caixabank mit 75 Prozent und Bankia mit 25 Prozent bewertet werden sollen.
Mit einer inländischen Bilanzsumme von insgesamt knapp 564 Milliarden Euro läge die neue Bank allerdings vor der bisherigen Nummer eins, der BBVA (knapp 366 Milliarden), und vor Santander (gut 323 Milliarden). Caixabank und Bankia haben aktuell zusammen mehr als 50'000 Mitarbeiter, mehr als 6000 Filialen und etwa 20 Millionen Kunden.
Eine Fusion von Credit Suisse und UBS erscheint zwar unrealistisch – aber es gibt Stimmen, die viel Sinn sehen im Projekt. Mehr hier.
(sda/gku)