Beim Solarhersteller Meyer Burger überschlagen sich die Ereignisse. Firmenchef Gunter Erfurt geht per sofort. In einer Übergangszeit soll er dem Verwaltungsrat aber weiterhin beratend zur Seite stehen. Verwaltungsratspräsident Franz Richter übernimmt nun die operative Leitung. Er sitzt seit 2015 im Verwaltungsrat der Gesellschaft und ist seit 2021 Präsident. Zuletzt war er als CEO bei Süss MicroTec tätig. Zudem bekleidet er bei der Dr. Hönle AG den Posten als Verwaltungsratspräsident.

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Auch Finanzchef Markus Nikles wird das Unternehmen verlassen. Er tritt per Ende September zurück. Die Verantwortung für den Bereich Finanzen und Controlling übernehmen künftig Ralf Hermkens in den USA und Frank Zimmermann in Europa. Beide sind bereits für Meyer Burger tätig.

Mit der geplanten «Verschlankung» der gesamten Konzernstruktur geht ein massiver Stellenabbau einher, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Zahl der weltweit Beschäftigten soll um 200 auf 850 bis Ende 2025 sinken. Dabei soll der Abbau überproportional in Deutschland erfolgen. In den USA wird mit einem Aufbau der Mitarbeiterzahl gerechnet, um die volle Produktionskapazität im neu gebauten Werk in Goodyear erreichen zu können.

Der Aktienkurs von Meyer Burger geht nach der Ankündigung auf Talfahrt. Am Mittwochmittag notierte das Papier rund 10 Prozent tiefer.

Bis 2026 solle Gewinnzone wieder erreicht werden

Mit dem neuen Restrukturierungsprogramm will Meyer Burger wieder zur Profitabilität zurückkehren. Konkret strebt Meyer Burger bis im Jahr 2026 einen Umsatz von 350 bis 400 Millionen Franken an sowie einen operativen Gewinn vor Steuern und Abschreibern im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Die Prognosen basieren auf den vorhandenen Produktionskapazitäten und den langfristigen Abnahmeverträgen mit Grosskunden, heisst es. Die Produktionsbereiche in Thalheim (Deutschland) und Goodyear (USA) sowie die Technologiefähigkeit in Hohenstein-Ernstthal (Deutschland) sollen erhalten bleiben. Bekanntlich hatte Meyer Burger erst vor kurzem seine Produktion in Deutschland teilweise eingestellt und wollte sich künftig schwerpunktmässig auf den US-Markt konzentrieren.

Die nun auf drei Mitglieder verkleinerte Geschäftsleitung soll sich zunächst auf die schnelle «Wiedererreichung der Profitabilität konzentrieren», heisst es weiter. Der operative Chef (COO) Daniel Menzel wird zudem die Leitung des Verkaufs mit übernehmen. Um die juristischen und personalbezogenen Aspekte der Restrukturierung soll sich als Chief Sustainability Officer Katja Tavernaro um die Nachhaltigkeitsthemen der Firma kümmern.

Verkauf von Technologie geprüft

Um rasch weitere Umsätze zu generieren, prüft Meyer Burger zudem den Verkauf von Technologie und Equipment an strategische Kunden in den Bereichen Solarzellenherstellung und Modultechnologie. Die Maschinen für die Herstellung von Solarpaneelen waren jahrelang das grösste Asset und ein Marktvorteil. Der Verkauf der Maschinen an Kunden und Solarproduzenten in Asien hat allerdings dazu geführt, dass die Konkurrenz befördert wurde und Meyer Burger so viel an Geschäft eingebüsst hat. 

Ferner soll die Liquidität im operativen Betrieb weiterhin über Solarmodulverkäufe aus aktuellen Beständen sowie zusätzlich durch die Veräusserung von weiteren Vermögensgegenständen gestützt werden. Die Hoffnung liegt darin, die Module auf Halde zu damaligen Einkaufspreisen verkaufen zu können. Dies, bevor die Preise pro Megawatt-Peak und Modulfläche aufgrund der Produktschwemme aus China in den Keller gerasselt waren. Um die noch verbleibende Finanzierungslücke zu schliessen, würde Meyer Burger zudem verschiedene nicht näher genannte Möglichkeiten prüfen.

Wie es um das Unternehmen im Detail steht, will der Solarhersteller nun am 30. September bekannt geben. Ursprünglich wollte die Führung die Halbjahreszahlen am 16. September präsentieren. Der Termin wurde verschoben.

(sda/dob/fib)