Die designierte EZB-Chefin Christine Lagarde hat sich angesichts der bestehenden Konjunktursorgen für eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik ausgesprochen. «Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist auf kurze Sicht mit einigen Risiken konfrontiert.»
Das sagte sie am Mittwoch im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel. Die Inflation im Währungsraum sei anhaltend zu niedrig und liege unter der Zielmarke.
«Ich stimme daher mit der Ansicht des EZB-Rats überein, dass eine hochgradig konjunkturstützende Geldpolitik für eine längere Zeit gerechtfertigt ist.» Gleichzeitig müsse die Notenbank aber auch die negativen Effekte einer unkonventionellen Geldpolitik im Blick haben.
Die Währungshüter hielten den Leitzins in den vergangenen Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent. Banken erhalten somit frisches Geld bei der Notenbank zum Nulltarif. Auch an den 0,4 Prozent Strafzinsen, die Kreditinstitute zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken, rüttelte die Notenbank nicht. Der Negativzins soll Geschäftsbanken davon abhalten, Geld zur Notenbank zu tragen.
Banken sollen mehr Kredite vergeben
Die Währungshüter wollen die Institute stattdessen dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Dies soll die Wirtschaft ankurbeln und zugleich die Inflation anheizen. Die Branche kostet es allerdings Milliarden.
Die 63-jährige Juristin Lagarde soll im November an die Spitze der Europäischen Zentralbanken (EZB) rücken und Notenbankchef Mario Draghi ablösen. Dessen Amtszeit läuft Ende Oktober nach acht Jahren aus. Die frühere Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) und ehemalige französische Finanzministerin hatte bereits schriftlich auf Fragen des EU-Parlaments geantwortet. Darin hatte sie unter anderem die Auffassung geäussert, dass die EZB noch Spielraum bei den Zinsen habe.
(awp/gku)