Die japanische Zentralbank (BOJ) untermauert Spekulationen über eine koordinierte globale geldpolitische Massnahme. BOJ-Chef Haruhiko Kuroda sagte in einer Eilmeldung am Montag, die Zentralbank werde die notwendigen Schritte unternehmen, um die durch den Ausbruch des Coronavirus erschütterten Märkte zu stützen.
«Die BOJ wird die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und sich bemühen, die Märkte zu stabilisieren und ausreichende Liquidität über Marktoperationen und Ankäufe von Vermögenswerten zu bieten», sagte er.
Kurodas Äusserung folgt der Äusserung des Vorsitzenden der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, der sich am Freitag ähnlich zur US-Geldpolitik geäussert hatte. Der ehemalige Fed-Banker Bill Nelson geht von einer globalen Zinssenkung der Zentralbanken am Mittwoch aus.
Auch EZB steht bereit
Die EZB steht aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau bereit, nötigenfalls wegen des sich ausbreitenden Coronavirus die Konjunktur zu unterstützen. Zusätzliche Schritte seien aber derzeit noch nicht erforderlich, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag im französischen Radiosender BFM Business. Die Geldpolitik sei bereits konjunkturfördernd. Sie stelle den Banken reichlich Liquidität zur Verfügung zur Finanzierung der Wirtschaft.
«Falls mehr erforderlich ist und wir überzeugt sind, dass das effektiv wäre, dann können wir mehr machen, aber da sind wir noch nicht», sagte Villeroy. Bislang spürten die Unternehmen die Hauptlast der wirtschaftlichen Auswirkungen. Je länger die Krise anhalte, umso mehr würden auch Haushalte getroffen. Es bestehe aber die Gefahr dass die Furcht vor einer Erkrankung schlimmere Auswirkungen habe als der Virus selbst. Deshalb müsse man einen kühlen Kopf bewahren.
Die EZB hatte erst im Herbst ein großes Konjunkturpaket zur Stützung der Wirtschaft auf den Weg gebracht. Es umfasste unter anderem eine weitere Senkung des Einlagensatzes gekoppelt mit Erleichterungen für Banken sowie den Neustart ihrer billionenschweren Anleihenkäufe. Inzwischen erwerben die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder wieder Staatsanleihen und andere Wertpapiere im monatlichen Umfang von 20 Milliarden Euro.
Am Freitagabend hatte der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, erklärt, die Fed werde angemessen handeln, um die Wirtschaft angesichts des Coronavirus-Ausbruchs zu unterstützen. Das Virus stelle die Wirtschaft vor zunehmende Risiken.
Nach den Kurseinbrüchen in der vergangenen Woche legten die Börsen am Montag wieder zu. Händler machten dafür unter anderem Hoffnungen auf Hilfen der Notenbanken verantwortlich.
Ex-Fed-Ökonom erwartet globale Zinssenkung am Mittwoch
Der ehemalige US-Notenbank-Insider und Top-Ökonom der US-Bankenlobby Bill Nelson hat nach dem dem Fall der globalen Aktienmärkte infolge der Coronavirus-Angst eine globale Zinssenkung der Zentralbanken vorausgesagt.
In seinem Blog mit dem Titel «Sei auf der Hut!» schrieb Nelson, dass die fünf grossen Zentralbanken der Welt und die Federal Reserve Bank (Fed) am Mittwoch eine koordinierte globale Zinssenkung bekanntgeben werden. Möglicherweise sei die Peoples Bank of China (PBOC) und die Hongkong Monetary Authority einbezogen, da die beiden Volkswirtschaften am stärksten unter dem Ausbruch des Coronavirus gelitten hätten.
Nelson prognostiziert eine Senkung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt. Der aktuelle Leitzins der Fed liegt bei 1,50-1,75 Prozent. Seiner Ansicht nach werde die Massnahme diesen Mittwoch, den 4. März, noch vor Öffnung des US-Aktienmarktes um sieben oder acht Uhr morgens Eastern Time (1200 oder 1300 GMT) verkündet.
Nelson wies darauf hin, dass vorherige grossen koordinierten Aktionen im Dezember 2007, Oktober 2008 und November 2011 alle an einem Mittwoch stattfanden. Die Entscheidung werde laut Nelson auch einen Leitfaden («forward guidance») in Bezug auf künftige geldpolitische Massnahmen enthalten. Der ehemalige Fed-Banker schlug vor, dass die Fed sich verpflichten solle, die Zinsen nicht anzuheben oder andere Massnahmen zu ergreifen, bis die Inflationsrate für sechs Monate über dem von der Fed angepeilten Ziel von zwei Prozent liege.
Seine prognostizierte Zinssenkung schränkte Nelson jedoch ein: «Wenn die Märkte am Montag und Dienstag ruhig sind, bin ich mir nicht sicher, was passieren wird.» Fed-Chef Jerome Powell hatte am Freitag geäussert, dass die Fed «angemessen» handeln würde, um die Wirtschaft angesichts des Coronavirus-Ausbruchs zu unterstützen.
(reuters/mlo)