Ulrich Körner ist ab August der neue Chief Executive Officer (CEO) der Credit Suisse. Er ersetzt Thomas Gottstein, wie die Bank in einem Communiqué schreibt. Gleichzeitig hat die CS angekündigt, dass sie eine umfassende strategische Überprüfung durchführen möchte.

Ulrich Körner ist seit April 2021 Mitglied der Geschäftsleitung und CEO des Asset Management. Er kam von der UBS, wo er elf Jahre lang Mitglied der Konzernleitung war, davon sechs Jahre als Leiter des Bereichs Asset Management. 

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Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann bedankt sich in der Mitteilung bei Gottstein «für seinen grossen Einsatz für die Credit Suisse über die letzten zwanzig Jahre». Er habe den Kunden «mit grosser Integrität und viel Unternehmergeist gedient». Den neuen CEO «Ueli» heisst er willkommen.

Gottstein: «Der richtige Zeitpunkt»

«Mit seinen fundierten Branchenkenntnissen und einer beeindruckenden Erfolgsbilanz wird Ueli unsere strategische und operative Transformation mit vorantreiben, auf bestehenden Stärken aufbauen und das Wachstum in wichtigen Geschäftsbereichen beschleunigen», so Lehmann. Körner selbst spricht von einem «herausfordernden» Unterfangen und einer «grossen Chance».

«Es war mir eine grosse Ehre und ein Privileg, der Credit Suisse über diese letzten 23 Jahre zu dienen», sagt Gottstein. Er sei «sehr stolz» darauf, was er seit seinem Antritt erreicht habe. Aber: «In den letzten Wochen bin ich nach Gesprächen mit Axel und meiner Familie sowie aus privaten und gesundheitlichen Gründen zum Schluss gekommen, dass es der richtige Zeitpunkt ist, zurückzutreten.»

Ulrich Körner

Ulrich Körner: Ab August CEO der Credit Suisse.

Quelle: CS

Gottstein leitete die Bank seit Mitte Februar 2020. Vorgänger Tidjane Thiam hatte wegen einer Beschattungsaffäre zurücktreten müssen. Unter Gottstein sollte es ruhiger werden, aber die Bank erlitt erneut eine Reihe von kostspieligen Debakeln, darunter die Zusammenbrüche von Greensill Capital und Archegos Capital Management Anfang 2021.

Sturz an der Börse

Die Folge: Der Börsenwert hat sich mehr als halbiert. Zuletzt fiel die Aktie sogar unter die Marke von 5 Franken. Das sind historisch schlechte Werte für die Bank, die nunmehr nur noch knapp über 13 Milliarden Franken wert ist. Konkurrentin UBS kommt auf über 50 Milliarden Franken.

Axel Lehmann ist erst seit 2021 im Verwaltungsrat der Credit Suisse – und erst seit Januar 2022 auf dem Präsidentenstuhl. Mit eisernem Besen kehrt er im Topmanagement. Vom 13-köpfigen Team, das den Konzern per 31. Dezember 2021 lenkte, sind nur noch ein paar wenige übrig. Vor Gottstein hat es Cerutti, Hudson, Oechslin, Poschung, Sitohang, Walker und Wehle erwischt.

Die CS hat am Mittwoch auch Zahlen kommuniziert. Sie sind, wie erwartet, erneut im roten Bereich. Es ist das dritte negative Quartalsergebnis in Folge. Im zweiten Quartal 2022 hat die zweitgrösste Schweizer Bank einen Verlust von 1593 Millionen Franken eingefahren

Streichliste Credit Suisse

Die Streichliste: 8 von 13 Mitgliedern der Konzernleitung sind nicht mehr im Executive Board der Bank.

Quelle: Screenshot Jahresbericht, Bearbeitung: Handelszeitung

Am Dienstag hat bereits die UBS Zahlen für das zweite Quartal präsentiert. Am Montag legte Julius Bär die Halbjahresbilanz vor. Bär musste einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen. Die Bank verhängte einen Einstellungsstopp und kündigte an, künftig auf die Kostenbremse treten zu wollen. 

Die UBS steigerte den Gewinn, aber das war auf Sondereffekte zurückzuführen. Ohne den ausserordentlichen Gewinn wäre das Ergebnis klar rückläufig gewesen. «Das zweite Quartal war für Anleger eine der schwierigsten Phasen der letzten zehn Jahre», sagte UBS-CEO Ralph Hamers. «Hinter uns liegt ein historisches Halbjahr», hiess es auch bei Bär-CEO Philipp Rickenbacher.

Belastet sind letztlich auch die Gewinne der US-Banken. Goldman Sachs litt unter einer Flaute im Investmentbanking. Der Gewinn halbierte sich. Analog die Bank of America: Der Rückgang bei Börsengängen und Übernahmen liess das für die Grossbank wichtige Investmentbanking-Geschäft im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte zurückgehen. Die Rivalen JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo hatten für das zweite Quartal zum Teil ebenfalls herbe Gewinnrückgänge gemeldet. Es harzt im Banking.

(ise)