Er ist der Mann, der die Spielwiese zur Verfügung stellt. Und wenn einer es weiss, dann er: «Scheitern gehört dazu», sagt Mario Jenni, CEO des Bio-Technoparks in Schlieren. 50 Unternehmen forschen am Cluster unweit von Zürich am nächsten Durchbruch. Aber erst drei Medikamente bringen Umsatz, die anderen befinden sich noch in der Entwicklung.
Natürlich hofft Jenni, dass möglichst viele davon zum Blockbuster werden, aber er weiss auch: «Der menschliche Körper ist so komplex, dass das Gros der Wirkstoffkandidaten in der Entwicklung scheitert.» Der Misserfolg ist unmittelbar mit der Forschung verbunden. Trotzdem locken junge börsennotierte Biotech-Firmen mit riesigen Renditechancen immer wieder Kleinanleger an.
Das Risiko scheint aber nicht allen bewusst zu sein. «Nichtfachkundige reagieren stärker auf positive und negative Meldungen der Firmen», sagt Jenni.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Berg-und-Tal-Fahrt der Genfer Relief Therapeutics. Als der erste Covid-Fall im Februar 2020 in der Schweiz bestätigt wurde, notierte die Aktie bei 0,24 Rappen. Im August stieg der Pennystock bis auf 70 Rappen – ein sattes Plus von über 29'000 Prozent. Grund für das Kursrally war der Blockbuster-Kandidat Aviptadil, der zur Behandlung von Covid vorgesehen war. Spätestens nach dem ablehnenden Entscheid der US-Arzneimittelbehörde für eine Notfallzulassung zerschlugen sich die Träume. Heute ist die Aktie wieder weniger als fünf Rappen wert und einige Anleger um einiges ärmer.
Trial and Error
Aviptadil reiht sich in die Liste der jüngst gescheiterten oder zurückgeworfenen Medikamente ein. Im April kamen auch die Aktien von Molecular Partners unter die Räder, nachdem sich Novartis-CEO Vas Narasimhan negativ zum gemeinsamen Covid-Medikament Ensovibep geäussert und der US-Konzern Amgen das Ende der Zusammenarbeit bei einem Krebsmittel verkündet hatte. Beim Start-up Polyneuron Pharmaceuticals aus Basel kam es wiederum in der klinischen Studie zu seiner neuartigen Antibody-Catch-Technologie zum Stopp. Doch auch die etablierten Konzerne sind nicht gegen Rückschläge gefeit. Selbst Roche konnte mit dem Partnerunternehmen AC Immune im Juni keine überzeugenden Daten zum neuen Alzheimer-Medikament Crenezumab vorlegen.