Der Präsident des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse, Heinz Karrer, wirft dem Bundesrat in der Coronavirus-Pandemie ein zu zögerliches Handeln vor. «Die schrittweise und kontrollierte Öffnung der Wirtschaft müsste schneller gehen.»
Dies sagte Karrer in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Für viele Branchen, wie etwa dem Tourismus oder der Gastronomie, fehlten zudem weiterhin Perspektiven, erklärte er. «Die Sommersaison wird etwa im Tourismus für viele Firmen entscheidend. Sie müssen die Wiedereröffnung planen können», mahnte er.
Aus Sicht von Economiesuisse wäre es zwingend gewesen, den gesamten Detailhandel bereits am kommenden Montag wieder zu öffnen, wiederholte Karrer die Sichtweise des Wirtschaftsdachverbandes. «Die Firmen sind bereit. Sie wissen, wie sie die Schutzmassnahmen einhalten können. Nun sollen sie die Verantwortung übernehmen.» Es bringe nichts, bis zum 11. Mai zu warten. Auch Läden mit saisonalen Waren, wie Gartencenter oder Blumengeschäfte, hätten schon viel früher öffnen können, sagte er. Dies hätte keine grösseren Personenbewegungen verursacht, gibt sich Karrer überzeugt.
Schlimmste Rezession seit Jahrzehnten
Der Präsident des Wirtschaftsdachverbandes hofft nun, dass der Bundesrat bei seiner nächsten Sitzung die Entscheide nachbessert. «Wir verstehen die Sorgen des Bundesrates wegen einer zweiten Infektionswelle. Die wollen auch wir nicht. Um sie zu verhindern, müssen wir aber die Schutzvorkehrungen konsequent einhalten und nicht einen grossen Teil der Wirtschaft noch länger auf Eis legen», forderte Karrer gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Er mahnte zudem vor den Konsequenzen: «Wir laufen in die schlimmste Rezession seit 90 Jahren. Es wird eine Konkurswelle geben, die Arbeitslosigkeit wird rasch auf vier oder fünf Prozent ansteigen, die Arbeitsplatzsicherheit wird sinken.»
(sda/tdr)