Der Epidemiologe Marcel Salathé mahnt in einem Zeitungsinterview zur Zurückhaltung beim Einsatz eines Impf-, Test- und Immunitätsausweises. Ein so genanntes Covid-Zertifikat plant der Bundesrat für den Ausstieg aus den Schutzmassnahmen gegen Covid-19.

Das Covid-19-Zertifikat, das Privilegien ermöglicht, soll im Juni zur Verfügung stehen, wie Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch angekündigt hatte. Geimpfte, zeitnah Getestete und von Covid-19 Genesene sollen Zutritt beispielsweise zu Konzerten erhalten, wenn sie ein solches Zertifikat vorweisen können.

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Salathé führte im am Donnerstag veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Zeitungen zum einen ethische Bedenken an: «Mir persönlich macht es Sorgen, wenn die Antikörper in meinem Blut plötzlich darüber bestimmen, wo ich hindarf und wo nicht.» Die Vorstellung eines Konzerts nur für Geimpfte irritiere ihn enorm.

Kontrolle eventuell unnötig

Für Auslandreisen werde ein solches Zertifikat unumgänglich sein, sagte Salathé. Im Inland sollten aber Impf-, Test- und Immunitätsausweise «mit grösster Zurückhaltung» eingesetzt werden. Er finde es heikel, Bevölkerungsgruppen aufgrund eines Gesundheitsmerkmals unterschiedlich zu behandeln.

Kosten und Nutzen einer solchen Lösung müssten fein abgewägt werden, sagte Salathé, der bis im Februar Mitglied der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes angehört hatte. Wenn sich viele impften, werde es das Virus «extrem schwer» haben, und dann brauche es auch keine Kontrolle am Eingang mehr.

Illusion der Sicherheit

Ob ein Covid-Zertifikat aus epidemiologischer Sicht sinnvoll sein werde, lasse sich noch nicht sagen, so Salathé. Insbesondere neue Virus-Varianten könnten den Verlauf der Pandemie rasch ändern. Zudem sei es eine Illusion, zu glauben, dass mit Test- und Impfnachweisen «jegliches Risiko» beseitigt werden könne.

(sda/gku)