Der Austritt Grossbritanniens aus der EU hat die britischen Steuerzahler mindestens 4,4 Milliarden Pfund zusätzlich gekostet. Diese Summe wurde von den Ministerien im Zeitraum zwischen dem Brexit-Referendum im Juni 2016 und dem 31. März dieses Jahres mindestens ausgegeben, wie der britische Rechnungshof am Freitag mitteilte.
Dem Rechnungshof zufolge umfassen die Ausgaben 1,9 Milliarden Pfund an Personalkosten, 1,5 Milliarden Pfund für die Einführung neuer Systeme und Infrastruktur sowie 288 Millionen Pfund für externe Berater.
Auf dem Höhepunkt der Verhandlungen im Oktober vergangenen Jahres hätten rund 22'000 Menschen an den Vorbereitungen für den Brexit sowie an einem möglichen «No Deal»-Szenario mit der EU gearbeitet, hiess es weiter.
«Bei ihren Vorbereitungen für den Austritt aus der EU haben die Regierungsabteilungen mehrere mögliche Szenarien geplant», erklärte Gareth Davies, Leiter des Rechnungshofs. Seinen Angaben zufolge ist die Höhe der Ausgaben jedoch nur eine «Mindestschätzung», da die von den Behörden zur Verfügung gestellten Daten «begrenzt» seien.
Milliarden verschwendet
Alistair Carmichael von den Liberaldemokraten kritisierte, Milliarden Pfund an Steuergeldern seien wegen des «Brexit-Chaos verschwendet» worden. «Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu wissen, wohin das alles fliesst», sagte Carmichael. Angesichts von Naturkatastrophen und der Bedrohung durch das Coronavirus müsse hinterfragt werden, «ob die Regierung ihre Ausgaben-Prioritäten kennt», fügte er hinzu.
Die oppositionelle Labour-Politikerin Meg Hillier warf der Regierung vor, die Öffentlichkeit über ihre Pläne «im Dunkeln» zu lassen. «Die Daten sind begrenzt, und das Finanzministerium scheint über den Mangel an Transparenz nicht besorgt zu sein», sagte Hillier.
(awp/mlo)