Thomas Süssli wird neuer Chef der Armee (CdA). Der Bundesrat hat den 52-jährigen Chef der Führungsunterstützungsbasis am Mittwoch zum Nachfolger von Armeechef Philippe Rebord gewählt.
Süssli war bis vor wenigen Jahren Milizoffizier und in der Finanzbranche tätig. Für einen hohen Stabsoffizier hat er eine eher untypische Karriere.
Der gelernte Chemielaborant liess sich zum Programmierer, Wirtschaftsinformatiker und Finanzanalytiker ausbilden, war dann für die UBS in Basel, Zürich und London unterwegs und gründete in Zürich die auf Finanzsoftware spezialisierte Firma IFSB. 2008 folgten leitende Funktionen als Bankmanager, zuletzt bei der Bank Vontobel in Asien.
Aldo Schellenberg hat das Nachsehen
2015 wurde Süssli vom Bundesrat zum Kommandanten der Logistikbrigade 1 ernannt. Anfang 2018 erfolgte die Ernennung zum Chef der Führungsunterstützungsbasis mit gleichzeitiger Beförderung zum Divisionär. Einen Auftritt in den Medien hatte Süssli, als die Armee im Herbst 2018 die erste Cyber-Rekrutenschule lancierte.
Süssli war in den letzten Monaten zwar immer wieder als möglicher Nachfolger von Rebord genannt worden, jedoch nie an erster Stelle. Dort stand in der Regel Aldo Schellenberg als Stellvertreter des heutigen Armeechefs. Immer wieder genannt wurde auch der ehemalige Kampfjet-Pilot und heutige Chef des Armeestabs Claude Meier oder Divisionär Hans-Peter Walser, Kommandant der Territorialdivision 2.
Kampfflugzeuge und Fliegerabwehrraketen
Süssli tritt das Amt am 1. Januar 2020 an. Zu den grössten Herausforderungen, die der neue Armeechef zu bewältigen haben wird, gehört die Abstimmung über den Kauf neuer Kampfflugzeuge. In seine Amtszeit dürfte auch die Beschaffung neuer Fliegerabwehrraketen fallen.
Zudem werden in den nächsten Jahren weitere Waffensysteme ausser Dienst gestellt werden. Das VBS denkt derzeit darüber nach, die Bodentruppen neu aufzustellen und besser auf hybride Konflikte vorzubereiten. Weiter muss Süssli die Umsetzung der Armeereform WEA abschliessen und das Problem in den Griff bekommen, dass die Armee ihre Truppenbestände kaum noch auffüllen kann.
Rebord litt unter starken Schmerzen
Rebord hatte Anfang April angekündigt, auf Ende Jahr zurücktreten zu wollen. Als Grund gab er eine schwere Thrombose und einen anstehenden Eingriff am Hüftgelenk an. Rebord litt unter starken Schmerzen. Er werde sich «durchbeissen», sagte er damals.
Der 61-jährige Walliser Rebord hatte Ende 2016 die Nachfolge von André Blattmann übernommen. Im April 2016 hatte ihn der Bundesrat schon zu Blattmanns Stellvertreter ernannt. Anders als der neue Armeechef ist Rebord seit über 30 Jahren Berufsmilitär.
Belastet wurde Rebords Amtszeit durch den Spesenskandal in der Armee. Rebord hatte die Partnerinnen von Stabsoffizieren mit dem Helikopter an ein Seminar im Wallis einfliegen lassen. Nachdem ein Untersuchungsbericht solche Praktiken enthüllt hatte, räumte Rebord moralische Fehler ein und versprach einen Kulturwandel.
(sda/gku)