Showdown um den ehemaligen Elvetino-Direktor Wolfgang Winter (68). Er muss sich heute Mittwoch vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, sich mit einer ganzen Reihe von Straftaten grosszügig aus der Firmenkasse bedient zu haben.

Winter hat seine Aussage verweigert. Er habe in der Untersuchung schon genug ausgesagt, begründete er. Der vorsitzende Richter stellte seine vielen Fragen dennoch über mehrere Minuten hinweg. «Keine Aussage», wiederholte der Mann ein ums andere Mal. Er war von 2011 bis zu seiner fristlosen Entlassung im August 2017 als Chef des Bahngastronomie-Unternehmens der SBB tätig.

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Eine ganze Reihe an Delikten

Die SBB hatten Winter im Jahr 2017 per sofort freigestellt. In der damaligen Medienmitteilung hiess es, das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben. Die SBB würden keine Verstösse gegen Gesetze oder den Verhaltenskodex tolerieren.

Die Anklageschrift zeigt, was damit gemeint war: Der ehemalige Chef der Elvetino AG, einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der SBB, hat sich gemäss Anklage grosszügig aus der Firmenkasse bedient.

Wolfgang Winter

Der Top-Manager Wolfgang Winter soll sich laut Anklageschrift unrechtmässig bereichert haben – mit versteckten Geschäftsmodellen und Schmiergeldern.

Quelle: PD (Pressedienst)

Der Zuger ist wegen einer ganzen Reihe von Delikten angeklagt, unter anderem ungetreuer Geschäftsbesorgung, Veruntreuung und Betrug. Mit welchem Strafmass die Staatsanwaltschaft den ehemaligen Firmenchef bestraft sehen will, gibt sie erst beim Prozess bekannt.

Eigentlich hätte der Prozess bereits im Mai stattfinden sollen, wurde jedoch kurzfristig abgesagt und auf September verschoben. Der heute 68-jährige Beschuldigte sass im Frühling 2019 einen Monat in Untersuchungshaft. Heute gibt Winter als Beruf Rentner an.

«Kartoffelernte» als Zahlungsgrund
Schon kurz nach seinem Einstieg bei Elvetino Ende 2011 stellte er einen alten Freund als Berater an. Dieser hatte eine KV-Lehre absolviert und arbeitete als Seemann. Als externer Logistikberater verrechnete er seinem Auftraggeber Elvetino dann einen Tagesansatz von 2500 Franken.

Dieser Berater verfasste etwa den Bericht über die ersten 100 Tage des Chefs – was dieser gemäss Anklage selber hätte machen müssen. Über die Jahre verdiente der Freund so fast eine Million Franken.

Im Jahr 2015 vereinbarte der damalige CEO mit seinem langjährigen Freund, dass dieser ihm als «Dankeschön» für die Aufträge künftig 20 Prozent des Honorars zurückzahlen solle. Als Zahlungsgrund gab der Berater «Kartoffelernte» oder «Mangoernte» an. Für die Staatsanwaltschaft waren dies klar «Kick-backs» und somit verboten.

Selber Gastro-Artikel aus China importiert

Mit einem alten Kollegen aus dem Handballverein gründete der Elvetino-Chef zudem eine Firma, die Gastronomieartikel aus China importierte. Diese Firma soll die Artikel dann zu deutlich überhöhten Preisen an die Elvetino verkauft haben.

Bei anderen Importeuren wären diese Artikel nicht nur günstiger gewesen, sondern wohl auch brauchbar: Verschlussclips, Salatzangen und Kaffeebecher erwiesen sich gemäss Anklageschrift als nicht lebensmittelecht und mussten entsorgt werden.

Trüffelhandel in Ungarn

Der ehemalige Elvetino-Chef mischte mit dem Firmengeld auch im Trüffelhandel in Ungarn mit und gründete eine Stiftung für Waisenkinder in Uganda, wobei im Stiftungsrat einzig der Elvetino-Chef und sein alter Berater-Freund sassen.

Weiter erhöhte er sich selber seinen Lohn, verprasste Unmengen an Spesengeldern und leistete sich private Luxusreisen zusammen mit seiner Partnerin. Vor Gericht stehen am 5. September auch sein langjähriger Freund und Berater sowie sein Kollege aus Handballzeiten, mit dem er die Importfirma für chinesische Gastronomieartikel gründete.

Wann das Zürcher Bezirksgericht das Urteil eröffnet, ist noch unklar. Der Prozess ist auf zwei Tage angesetzt.

(sda/dob)