Die Europäische Zentralbank (EZB) habe den Finanzmärkten bereits signalisiert, dass eine solche Straffung nicht verfrüht kommen werde, sagte die deutsche Ökonomin am Mittwoch. Zunächst müsse die Zentralbank davon überzeugt sein, dass sich die Inflation mittelfristig dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB annähere. Dazu seien deutlichere Signale nötig. Diese Strategie sei auch mit Blick auf die mit beträchtlicher Unsicherheit verhafteten Inflationsprojektionen für die nähere Zukunft angebracht.
So könne es durchaus sein, dass die Teuerung in einer Übergangsphase moderat über dem Ziel der EZB liege, ohne dass die Zentralbank bereits darauf reagiere. Die Zentralbank hat jüngst den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen, obwohl die Inflation im Euroraum mit 3,0 Prozent ein Zehnjahreshoch erreichte. Die EZB rechnet damit, dass die Inflationsraten in diesem Jahr weiter hoch bleiben werden. Allerdings ist der Inflationsschub aus Sicht der Währungshüter nur ein vorübergehendes Phänomen, der mit der Wiederöffnung der Wirtschaft nach den Lockdowns zu tun hat. Auch Sondereffekte wie die zeitweise Senkung der deutschen Mehrwertsteuer im Jahr 2020 spielen eine Rolle. Bereits für nächstes Jahr erwartet die EZB wieder schwächere Teuerungsraten in der Währungsgemeinschaft. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat allerdings auch gewarnt, das Risiko einer zu hohen Inflation nicht auszublenden.
(reuters/kop)