Der US-Finanzinvestor KKR steht kurz vor dem Einstieg beim Axel Springer Verlag. Bis Donnerstag 18 Uhr hätten knapp 19,2 Prozent des Grundkapitals das Übernahmeangebot der Amerikaner für die Aktien des Berliner Medienkonzerns angenommen, teilte KKR am Freitag mit. Der Finanzinvestor will nur einsteigen, wenn er mindestens 20 Prozent der Anteilscheine bekommt. Dies gilt nun als sehr wahrscheinlich. Denn das Angebot läuft noch bis Freitagabend 24 Uhr. Fachleute gehen davon aus, dass sich viele institutionelle Anleger erst kurz vor Schluss entscheiden.
Springers Vorstand und Aufsichtsrat hatten den Aktionären empfohlen, ihre Papiere für den gebotenen Preis von je 63 Euro an KKR zu verkaufen. Europas grösster Digitalverlag holt sich den US-Investor ins Haus, um sein langfristiges Wachstum zu finanzieren. «Wir sehen darin eine grosse Chance», hatte Springer-Chef Mathias Döpfner betont. «KKR hat sich klar zum Wachstumskurs des Unternehmens bekannt.»
«Welt»-Verkauf «nicht verhandelbar»
Beobachter erwarten allerdings, dass die Amerikaner den Fokus auf die Rendite legen und Springer vor allem beim Kostenmanagement genau auf die Finger schauen werden. Der Springer-Betriebsrat positionierte sich zwar insgesamt «neutral» zur KKR-Offerte. Die Belegschaftsvertreter machten in einer Stellungnahme aber auch Sorgen deutlich und forderten bereits den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Im Fokus stand zuletzt auch die Zukunft der Zeitung «Welt», die anders als das Boulevard-Blatt «Bild» Verluste schreibt. Springer-Manager betonen allerdings, dass die «Welt» für das publizistische Selbstverständnis des Verlags sehr wichtig sei. «Das ist für uns nicht verhandelbar.»
Mittelfristig soll der Konzern von der Börse genommen werden
Die 76-jährige Grossaktionärin Friede Springer und ihr Vertrauter Döpfner halten zusammen gut 45 Prozent an Springer und wollen ihre Aktien nicht verkaufen. Der Einfluss der Verleger-Witwe soll in jedem Falle erhalten bleiben - selbst wenn KKR unerwartet die Anteilsmehrheit halten würde. Denn es gebe eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem Grundsatz, «dass die eine Seite nicht ohne die Zustimmung der anderen Seite in wesentlichen Fragen entscheiden kann», sagte Döpfner jüngst. Mittelfristig dürfte Springer dann das Börsenparkett verlassen.
Die «Handelszeitung» ist eine Publikation des Joint Ventures Ringier Axel Springer Schweiz der Medienhäuser Ringier und Axel Springer Schweiz.
(reuters/gku)