Die Sanierung des Kraftwerks-Geschäfts und die Folgen zweier Boeing-Flugzeugabstürze haben General Electric (GE) im zweiten Quartal wieder in die Verlustzone abrutschen lassen. GE schrieb 744 Millionen Dollar auf eine Tochter ab, die sich mit Software für die Steuerung von Stromnetzen beschäftigt und die nun in die Digital-Sparte umgegliedert wird. Das führte zu einem Quartalsverlust von 291 Millionen (Vorjahr: Gewinn von 679 Millionen) Dollar aus dem fortgeführten Geschäft, wie der Siemens-Erzrivale am Mittwoch mitteilte. Die vorangegangenen beiden Quartale hatte der angeschlagene US-Industriekonzern mit schwarzen Zahlen abgeschlossen.
Für das Gesamtjahr wird GE dennoch optimistischer: Unter dem Strich soll ein Gewinn von 55 bis 65 Cent je Aktie stehen, fünf Cent mehr als bisher in Aussicht gestellt. Der Umsatz, der von April bis Juni im Industriegeschäft um sieben Prozent auf 27,7 Milliarden Dollar stieg, soll um etwa fünf Prozent zulegen. Bisher hatte GE von einem Zuwachs im «niedrigen bis mittleren» einstelligen Prozentbereich gesprochen. Die GE-Aktie schnellte vorbörslich um 4,8 Prozent auf den höchsten Stand seit Februar.
Gewinne «fast ein Nebenprodukt»
Gewinne sind für den neuen GE-Chef Larry Culp aber «fast ein Nebenprodukt», wie er im Mai gesagte hatte. Entscheidend sei der Mittelzufluss aus dem Industriegeschäft (Free Cash-flow), der in den vergangenen Jahren mit den Gewinnen nie Schritt halten konnte. Im zweiten Quartal floss aus dem operativen Geschäft - um Sondereffekte bereinigt - eine Milliarde Dollar ab. GE hatte für die Liquiditäts-Kennziffer aber bis zu zwei Milliarden Dollar Minus befürchtet.
Ein Grund für den Mittelabfluss ist der Auslieferungsstopp für die Boeing 737 MAX, für die GE einen Teil der Triebwerke liefert. Das Flugzeug darf derzeit nach zwei Abstürzen mit Hunderten Toten nicht starten. Im vergangenen Quartal habe das 600 Millionen Dollar Cash-flow gekostet, und wenn das Flugverbot andauere, seien pro Quartal weitere 400 Millionen zu erwarten. Für das Gesamtjahr hält Culp nun für den Konzern sogar einen positiven Cash-flow von bis zu einer Milliarde für möglich. Bisher war er maximal von einer schwarzen Null ausgegangen.
Finanzchefin Jamie Miller wird ersetzt
Dennoch trennt sich GE nach knapp zwei Jahren von seiner Finanzchefin Jamie Miller. Sie werde aber noch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden sei. Miller arbeitet seit elf Jahren für den Konzern. Vor ihrer Berufung zum Chief Financial Officer (CFO) - und damit auch zur Chefin der grossen Finanzsparte GE Capital - hatte sie die Verkehrstechnik-Sparte geleitet.
(reuters/gku)