Mitten in den Sommerferien prescht der Arbeitnehmerverband Angestellte Schweiz vor und eröffnet den Reigen der Lohnforderungen für das kommende Jahr. Der Verband fordert bis zu 1,9 Prozent mehr Lohn.
Das Argument dafür sind Produktivitätsgewinne, die an die Beschäftigten weitergegeben werden müssten. Angestellte Schweiz stellt für seine Forderungen die Branchen Chemie und Pharma sowie die der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) in den Vordergrund.
Die Teuerung ist angestiegen
Dabei beruft sich der Verband auf Daten von BAK Economics, die diesen Branchen ein Wachstum prognostizieren, dass über dem der Gesamtwirtschaft liege. Zudem haben diese Branchen in den vergangenen Jahren ihre Produktivität massiv gesteigert, nicht zuletzt durch Restrukturierungen, die auf Kosten der Beschäftigten gegangen seien.
Ein schwaches Lohnwachstum stünde einer Teuerung von 0,9 Prozent im vergangenen Jahr und prognostizierten 0,6 Prozent für 2019 gegenüber, heisst es in einer Mitteilung des Verbandes von Mittwoch. «Es ist deshalb der richtige Zeitpunkt, bei den Löhnen nachzuziehen und sich nicht immer vertrösten zu lassen», lässt sich Stefan Studer, Geschäftsführer von Angestellte Schweiz, zitieren.
Zielband für MEM-Industrie
Für die Beschäftigten der Pharma- und Chemiebranche fordert Angestellte Schweiz generell 1,9 Prozent mehr Lohn. Zugpferd ist die Pharmabranche, die vor allem im letzten Quartal 2018 ein hohes Exportwachstum von 13 Prozent vorgelegt und das Tempo im ersten Quartal 2019 mit 9 Prozent beibehalten hat. Die chemische Industrie profitiere von dieser Dynamik mit, so Angestellte Schweiz.
Differenzierter betrachtet der Verband die MEM-Branche: Weil die einzelnen Branchen der MEM-Industrie unterschiedlich aufgestellt seien, liegen die Forderungen des Verbands in einem Zielband von 1,1 bis 1,9 Prozent. So sei die Situation für Betriebe der Datenverarbeitungsgeräte, Uhren und Maschinenbau günstig, während die Situation für Unternehmen, die elektrische Ausrüstungen anbieten, nur verhalten positiv sei.
Exportorientierte Industrie für InstA
Darüber hinaus pocht Angestellte Schweiz darauf, dass das Institutionelle Abkommen (InstA) der Schweiz mit der EU rasch unterzeichnet wird. «Anstatt sich um jeden Preis China (Freihandelsabkommen) oder auch Saudi-Arabien (Rüstungsexporte) an den Hals zu werfen, sollte der Bundesrat alles daran setzen, das Verhältnis zur EU zu klären», so Studer in der Mitteilung. Das InstA sei vor allem für die exportorientierte Industrie «unabdingbar».
Der Verband fordert von den Arbeitgebern zudem, dass diese das Anliegen der Frauen nach Lohngleichheit «endlich zügig umsetzen» sollten. Bei der Altersvorsorge sieht der Verband nach wie vor einen hohen Reformbedarf. Angestellte Schweiz will eine Altersvorsorge, bei der nicht eine Generation die andere querfinanziert. Dabei wiederholt der Verband seine Forderung nach einer Flexibilisierung des Rentenalters.
(awp/mbü)