Der US-Technologieriese Google macht eine Kehrtwende und will Verlagen künftig Geld für journalistische Inhalte zahlen. «Wir kündigen heute eine neue Initiative an, in deren Rahmen wir von Verlagen Lizenzen über qualitativ hochwertige Inhalte für ein neues Nachrichtenformat erwerben», teilte Google-Manager Brad Bender am Donnerstag in einem Blogeintrag mit.
Das Projekt solle noch in diesem Jahr auf Google News und Discover starten - erst in Deutschland, Brasilien und Australien, später auch in anderen Ländern. Wie viel Geld die einzelnen Verlage bekommen, teilte Google allerdings nicht mit. Aus einem großen deutschen Medienhaus hieß es, der Betrag sei angemessen. «Nicht zu viel, aber auch nicht Peanuts.»
Kritiker aus der Branche werfen Google mangelnde Transparenz beim Preis vor und warnen, dass die Verleger gespalten würden. Denn mit einzelnen Deals könne der Suchmaschinenbetreiber seine Marktmacht besser ausspielen. An anderer Stelle hieß es jedoch: «Das ist ein Riesenparadigmenwechsel. Vor fünf Jahren wäre das undenkbar gewesen.»
Axel Springer klagte
Einige deutsche Verlage wie der «Bild»-Herausgeber Axel Springer hatten sich in den vergangenen Jahren wiederholt vor Gericht um einen finanziellen Gegenwert für die Veröffentlichung von Pressetexten im Internet durch Google gestritten. Die Verlage hatten zwar vor Gericht einen Rückschlag erlitten, weil das deutsche Leistungsschutzrecht gekippt wurde. Allerdings muss das neue europäische Urheber- und Leistungsschutzrecht in Deutschland bis Mitte 2021 in nationales Recht umgesetzt werden.
Die Verwertungsgesellschaft VG Media, die die Interessen der Verlage im Rechtsstreit mit Google vertreten hat, bezeichnete es als Erfolg, dass Google «nach jahrelanger Weigerung» nun für Presseinhalte zahlen wolle. Ohne die neue europäische Regelung zum Urheberrecht wäre das nicht möglich gewesen, betonte VG Media-Geschäftsführer Markus Runde.
Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) warnte vor «Feigenblattaktionen». «Google nutzt nach wie vor Inhalte von Verlagen und Journalisten, ohne zu zahlen, und setzt - wie zuletzt in Frankreich - seine Marktmacht ein, wenn Schutzrechte das verhindern sollen.» Frankreichs Kartellbehörden haben den US-Riesen dazu verdonnert französischen Pressehäusern Geld für die Nutzung von Inhalten zu zahlen.
Reichweite erweitern
Auf deutscher Seite sind mehrere Verlage am Projekt beteiligt: Der «Spiegel», die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», die «Zeit», der «Tagesspiegel» und die «Rheinische Post». «Spiegel»-Geschäftsführer Stefan Ottlitz sprach von einer interessanten neuen Partnerschaft. «So können wir unsere Reichweite erweitern und vertrauenswürdige Nachrichten in überzeugender Art und Weise über verschiedene Google-Produkte anbieten.» FAZ-Herausgeber Carsten Knop begrüsste es, dass man «gemeinsam an einem neuen Produkt" arbeite. "Dieses wird den Lesern der FAZ auf den Google News-Plattformen einen echten Mehrwert bieten.»
Google selbst will damit Qualitätsjournalismus fördern. Der Konzern kündigte an, mitunter auch für den kostenlosen Zugriff von Nutzern auf kostenpflichtige Artikel auf den Websites von Verlagen zu zahlen, die «Bezahlschranken» hätten.
(reuters/mlo)