Hintergrund ist ein Bericht eines serbischen Journalisten, laut dem ein 2002 von der französischen Lafarge erworbenes und heute zu Holcim gehörendes Zementwerk seine Öfen mit Petrolkoks betreibt. Dieser billige Raffinerieabfall produziere grosse Mengen an Mikropartikeln, Schwefeldioxid und Russ, so der Vorwurf. Das Zementwerk habe 2018 ausserdem die Genehmigung zur Verbrennung von medizinischen Abfällen, Autoreifen und Kunststoffen erhalten, die zudem vom Staat subventioniert werde.
Der Journalist verweist auch auf Berichte über einen Anstieg der Krebserkrankungen in der Stadt, die in der Nähe der Donau liegt, und über Analysen der serbischen Umweltagentur, die gezeigt hätten, dass die Grenzwerte für Chlorwasserstoff in der Gegend den zulässigen Wert massiv überschritten hätten.
Ein Sprecher von Holcim bezeichnete den Bericht des Journalisten gegenüber AWP hingegen als "irreführend und mit vielen sachlichen Fehlern". Die Anlage arbeite "in voller Übereinstimmung" mit den serbischen Rechts- und Umweltanforderungen, die den europäischen und Schweizer Standards entsprächen. Seit 2002 habe man zudem 150 Millionen Euro investiert, u.a. in Staubfilter sowie in Ofen- und Kühlsysteme.
Emissionsüberschreitungen
Weiter sagte der Sprecher, dass es in der Vergangenheit zwar marginale Emissionsüberschreitungen gegeben habe. 2019 sei das Problem allerdings behoben worden und man arbeite seither in voller Übereinstimmung mit den lokalen Vorgaben. Die jährlich stattfindenden Inspektionen würden zudem durch die Behören durchgeführt, sagte er als Reaktion auf den Vorwurf, dass das Zementwerk für die Messung der Emissionen das Labor frei wählen könne. Die letzte Inspektion habe vor zwei Wochen stattgefunden und zeige «die vollständige Einhaltung aller Umweltauflagen».
Der Zementriese Holcim verpflichtete sich im vergangenen September zur «Business Ambition 1.5°C», um den CO2-Ausstoss zu begrenzen. Zu den Zielen für 2030 gehört es, die CO2-Emissionen auf 475 Kilogramm pro Tonne Zementmaterial zu reduzieren und 100 Millionen Tonnen Abfall und Nebenprodukte zur Energie- und Rohstoffgewinnung zu recyceln. Es ist bekannt, dass die Zementproduktion eine der energieintensivsten Branchen ist. Gleichzeitig ist Zement einer der wichtigsten Stoffe beim Bau von Gebäuden.
(awp/tdr)