Die Coronakrise hat nun auch Sonova erreicht. Der für die Marke Phonak bekannte Hörgeräteproduzent aus dem zürcherischen Stäfa passt seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 nach unten an, wie er am Mittwochabend in einem Communiqué mitteilte.
In Lokalwährungen erwartet die Gruppe neu ein Umsatzwachstum von rund 8 Prozent. Zuvor hatte Sonova für das im März endende Geschäftsjahr ein Wachstum zwischen 9 und 11 Prozent prognostiziert. Der bereinigte Betriebsgewinn (EBITA) soll ebenfalls unter dem bisherigen Ausblick zu liegen kommen, den das Unternehmen eigentlich erst vor kurzem erhöht hatte.
Nun sei für den EBITA für das bald endende Geschäftsjahr aufgrund des sich rasch verändernden Umfelds keine neue, konkrete Prognose mehr möglich. Der Wert in Lokalwährungen solle aber immer noch über dem Vorjahr zu liegen kommen, teilte das Unternehmen mit.
Bis zum Beginn der Pandemie habe man sich noch «voll im Rahmen» des Ausblicks entwickelt, hiess es weiter. Seit März seien die Verkäufe dann allerdings eingebrochen. Denn in vielen wichtigen Märkten seien strenge Einschränkungen umgesetzt worden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Gesamte Branche betroffen
Diese Massnahmen würden nun die gesamte Hörgeräteindustrie betreffen - und somit auch Sonova. Darüber hinaus würden in vielen Ländern planbare Operationen verschoben, was sich auf das Cochlea-Implantate-Geschäft von Sonova auswirke. Erst vor kurzem hatte daher auch der dänische Konkurrent Demant seinen Ausblick für 2020 aufgrund der Coronapandemie den Ausblick aufgehoben.
«Unsere Zielgruppe sind die Senioren, die sich nun nur noch sehr vorsichtig bewegen», erklärte Sonova-CEO Arnd Kaldowski am Mittwochabend im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Die Sonova-Geschäfte seien in sämtlichen Ländern zwar noch geöffnet, doch seien die Öffnungszeiten vielerorts reduziert worden. Immerhin könne man den Kunden so noch Reparaturen für ihre Geräte anbieten.
Bereits vor zwei Wochen hatte das Unternehmen ein laufendes Aktienrückkaufprogramm wegen der Coronakrise sistiert. Damals habe man aber noch nicht vorhersehen können, wie schnell sich die Coronapandemie auf den Geschäftsgang von Sonova auswirken werde. Entsprechend habe man mit der Senkung des Ausblicks noch zugewartet.
Massnahmen betreffen Angestellte
Damit die Krise nun abgefedert werden könne, müssten auch die Mitarbeiter von Sonova ihren Teil beitragen. So habe man - je nach Land und Möglichkeiten - Massnahmen im Bereich Kurzarbeit ergriffen, führte Kaldowski aus. Ausserdem gelte per sofort ein Einstellungsstopp.
Trotzdem wolle er Forschung und Entwicklung weiter vorantreiben, um die bisherige Marktposition von Sonova zu verteidigen. Entsprechend beträfen die Massnahmen bei den Mitarbeitern diesen Bereich nicht.
Im Gespräch betonte Kaldowski ausserdem, dass er mittelfristig trotz der aktuellen Krise optimistisch bleibe. «Einerseits verfügt unsere Gruppe über eine gute Liquiditätslage und hat über bestehende Kreditrahmen Zugang zu Finanzierungen», sagte er.
Andererseits werde der Bedarf an Hörgeräten und Hördienstleistungen auch in Zukunft hoch bleiben. «Die Leute brauchen weiterhin Hörunterstützung», sagte Kaldowski. Ausserdem sei nicht davon auszugehen, dass sich an der Vergütung von Hörgeräten durch die Gesundheitssysteme in den verschiedenen Ländern viel ändern werde.
USA ebenfalls stark betroffen
Nebst Europa nannte Kaldowski auch die USA als einen der derzeit meist betroffenen Märkte. Noch habe sich die Situation in Nordamerika zwar noch nicht ganz so sehr zugespitzt wie auf dem alten Kontinent, doch «bewegen sich die USA in eine ähnliche Richtung wie Europa».
In diesen herausfordernden Zeiten sei es aber wichtig, «dass wir entschlossen handeln, um die Gesundheit unserer Mitarbeitenden und Kunden zu schützen sowie die finanziellen Auswirkungen von COVID-19 so gering wie möglich zu halten», so Kaldowski.
(awp/tdr)