Langfristig hätten zudem im Bildungssystem Lohnforderungen des Personals oder höhere Forschungsetats wohl keine Chancen mehr.
«Wir werden im Sommer ein extrem stärkeres Anschwellen der Jugendarbeitslosigkeit erleben», erklärte Wolter in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» und «Der Bund» vom Samstag. Im Vergleich zur Kontroverse um die Abschlussprüfungen in Berufsschulen oder Gymnasien werde die Stellensituation für Schul- und Lehrabgänger zu einer wahren Herausforderung.
Analog zu früheren Krisen werde man den Lehrbetrieben empfehlen, ihren ehemaligen Lehrling länger zu beschäftigen. In vielen Fällen werde dies aber nicht möglich sein, weil bereits der Lehrvertrag für den nächsten unterschrieben sei. Viele Lehrbetrieb kämpften zudem ums Überleben. Wolter rät diesen frisch ausgebildeten Berufsleuten sich fit zu halten, fachliche Lücken zu schliessen oder Fremdsprachen zu lernen.
Zehn Jahre Nachteile
Untersuchungen zeigten, dass jene, die in einer Rezession in den Arbeitsmarkt eintreten würden, bis zu zehn Jahre Nachteile in Form tieferer Löhne oder Arbeitslosigkeit mit sich schleppten. Das gilt laut Wolter auch für Akademiker. Diese könnten zwar ihre Studienzeit verlängern, was aber ebenfalls seinen Preise habe und das Lebenseinkommen schmälere.
Der Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF), der an der Universität Bern lehrt, warnte auch vor den langen Bremsspuren, die die Corona-Krise im Bildungssystem hinterlassen werde. «Lohnforderungen des Personals oder höhere Forschungsetats haben auf lange Sicht hinaus wohl keine Chancen mehr», sagte Wolter.
Eine klare Abfuhr erteilte Wolter Ideen, Schulden zurückzubezahlen, indem man in der Bildung spare. Kurzfristig würde das zwar wenig sichtbare Folgen haben, langfristig wäre der Schaden hingegen immens. Am Schluss würde sich dies als Schuss ins eigene Bein herausstellen.
(sda/tdr)