Julius Bär denkt über den Aufbau eines ein Wealth-Management-Geschäfts in den USA nach. In den wichtigsten lateinamerikanischen Märkten peilt die Schweizer Bank Partnerschaften oder Akquisitionen an.
«Als jemand, der sich voll und ganz dafür einsetzt, dass das Geschäft in Nord-, Mittel- und Südamerika für Julius Bär zu einem höchst wettbewerbsfähigen Geschäft wird, würde ich meinen Job nicht richtig machen, wenn ich nicht ernsthaft eine US-Plattform in Betracht ziehen würde», sagte Beatriz Sanchez, Leiterin der Bank auf dem amerikanischen Kontinent, in einem virtuellen Interview aus der Schweiz.
Vier Büros auf dem amerikanischen Kontinent geschlossen
Julius Bär habe seit 2019 vier Büros auf dem amerikanischen Kontinent geschlossen oder verkauft, wachse jedoch in Brasilien, Mexiko, Chile und Kolumbien, wo Akquisitionen, strategische Allianzen und Joint Ventures in Betracht gezogen würden, sagte Sanchez. Ziel sei es, zu den fünf besten Wealth-Managern in Lateinamerika zu gehören. Sanchez hatte zuvor erklärt, die Bank belege unter den internationalen Privatbanken in der Region den sechsten oder siebten Platz.
Miami und New York sind wichtige Standorte, an denen Wealth Manager Transaktionen für vermögende Privatpersonen aus Lateinamerika buchen. Das in Zürich ansässige Unternehmen denkt jedoch darüber nach, auch für andere Kategorien von Investoren tätig zu werden.
«Die Frage bezüglich einer US-Plattform lautet: Welche Art von Betrieb möchten wir, und welche Märkte wollen wir abdecken? Und das ist eine Entscheidung, die wir sehr ernst nehmen», sagte Sanchez. Mehr Details wollte sie nicht verraten.
Die Bank hatte letztes Jahr mitgeteilt, sie plane eine Expansion in Amerika. Die Pandemie werde diese Pläne nicht aufhalten, so Sanchez.
Finma verbietet «grosse und komplexe» Akquisitionen
Ein potenzielles Hindernis für die Expansionspläne der Bank gibt es jedoch: Die Schweizer Aufsichtsbehörde Finma hat Julius Bär untersagt «grosse und komplexe» Akquisitionen zu tätigen - als Strafe dafür, dass die Bank nicht mehr unternommen hat, um Geldwäsche in Lateinamerika zu verhindern. Die Bank wurde angewiesen, ihre Geldwäschemassnahmen zu überarbeiten und Prozesse bei der Rekrutierung und beim Management von Kundenberatern sowie in der Vergütungs- und Sanktionspolitik anzupassen.
Sanchez sagte, diese Untersuchungen beträfen Praktiken, die vor Anfang 2018 bestanden. Seitdem habe die Bank einen «enormen Sanierungsprozess» durchlaufen, ihre Verhaltenskodizes gestärkt und sichergestellt, dass «wir über das gesamte Wissen über einen Kunden verfügen», sagte sie. Jetzt sei es «auf die Zukunft ausgerichtet«».
Die Bank ist in Korruptionsfälle um die Fifa und den venezolanischen Ölkonzern PDVSA verwickelt. Eine Übersicht vom Februar finden Sie hier.
(bloomberg/gku)