In der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve werden derzeit verschiedene Varianten für ein forsches oder eher vorsichtiges Vorgehen bei kommenden Zinserhöhungen durchgespielt. Die Fed muss laut Direktoriumsmitglied Christopher Waller die Zinsen womöglich stärker anheben als bislang angepeilt. Dabei gelte es auf die Wirtschaftsdaten der kommenden Wochen zu achten, erklärte er am Donnerstag.
Zuletzt habe sich gezeigt, dass der Arbeitsmarkt überaus stark ausgefallen sei und sich auch der Preisdruck als hartnäckig erwiesen habe. Falls hereinkommende Daten weiterhin eine Überhitzung anzeigen sollten, müsse der Zinsgipfel, den er derzeit im Bereich von 5,1 bis 5,4 Prozent verorte, höher angesiedelt werden.
Sollte der Preisauftrieb aber nachlassen und sich der Stellenaufbau am Jobmarkt abschwächen, könne es bei einem niedrigeren Gipfelniveau bleiben, erklärte Waller in einer Rede, die auf der Homepage der Fed veröffentlicht wurde. Der damit verbundene geplante Online-Auftritt musste laut Fed wegen «technischer Schwierigkeiten» abgesagt werden.
Andere Stimmen fordern massvolles Vorgehen
Der Chef des Fed-Bezirks Atlanta, Raphael Bostic, plädierte unterdessen dafür, sich mit weiteren kleinen Zinsschritten von Viertelprozentpunkten voranzubewegen, da die bisherigen geldpolitischen Straffungen wohl erst im Frühjahr der US-Wirtschaft so richtig zusetzen dürften. «Ich bin immer noch sehr der Meinung, dass langsam und stetig die angemessene Vorgehensweise sein wird», sagte Bostic vor Reportern.
Ein massvolles Vorgehen verringere die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed beim Zinsniveau über das Ziel hinausschiesse und der Wirtschaft schade.
Bostics Botschaft kommt gut an der Börse an
Diese Botschaft kam an der Wall Street gut an. Die US-Börsen schlossen nach einer Berg- und Talfahrt am mit Kursaufschlägen. Händler begründeten dies mit Äusserungen von Bostic. Dieser hatte jedoch auch gesagt, er sei bereit, die Zinsen stärker anzuheben, falls sich die Inflation nicht abschwächen sollte.
Mit der geldpolitischen Sitzung am 22. März legt die Fed einen aktualisierten Zinsausblick vor. Die Fed-Führungsriege hatte in ihrem Ausblick vor dem Jahreswechsel für Ende 2023 im Mittel ein Leitzinsniveau von 5,1 Prozent veranschlagt, das Ende 2024 bei nur noch 4,1 Prozent liegen dürfte.
US-Inflation zeigt sich hartnäckiger als erwartet
Die US-Notenbank setzte den Leitzins zuletzt um einen Viertel-Prozentpunkt herauf auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent. Aus den Protokollen der jüngsten Zinssitzung geht hervor, dass die Währungshüter nach wie vor das Risiko sehen, dass sie womöglich mehr tun müssen, um die Teuerung in den Griff zu bekommen. Denn die US-Inflation zeigte sich zuletzt hartnäckiger als gedacht.
Die Teuerungsrate sank im Januar nur minimal auf 6,4 Prozent. An den Terminmärkten erwarten Händler mittlerweile eine Leitzins-Spanne von 5,50 bis 5,75 Prozent im September.
(Reuters/nzu)