Lebensversicherungen und vieles, was mit langfristiger Vorsorge zu tun hat, sind nach der Finanzkrise überall unter Druck gekommen. Die Anbieter hatten rasch reagiert und vielerorts anstelle der garantierten Deckungssummen, die sich auf nicht mehr erzielbare Renditen abstützten, durch Unit-basierte Policen ersetzt. Bei diesen tragen die Käufer der Policen höhere Risiken. Und diese sind aufgrund der Solvency-II-Bestimmungen günstiger zu betreiben als die traditionellen Garantieprodukte. Inzwischen hat sich der Verkauf von Unit-basierten Policen in Europa als Standard durchgesetzt.
Ob damit auch höhere Chancen einhergehen, ist eine andere Frage: Denn gemäss einem Bericht der Financial Times liegt die Performance vieler versicherungsinternen Asset-Manager hinter der von externen, flexiblen Anbietern. Einer der Gründe ist die konservative Investmentstrategie der Asset-Manager, die in Versicherungen integriert sind. Denn diese steuern ihre Gelder weniger oft als die externen Anbieter in Richtung alternative Anlagen. Mit solchen Anlagen – dazu gehören die Themen Infrastruktur, Hedge Funds oder Immobilien – lässt sich heute noch eine positive Rendite erwirtschaften.
Der Druck bei grossen Anbietern wie Allianz, Axa oder Generali steigt deshalb ständig. Einzelne wie Allianz haben neue alternative Asset-Management-Einheiten geschaffen, die ihrerseits bereits hohe zweistellige Milliardenbeträge verwalten. Andere wie Generali haben einige Milliarden Euro bereitgestellt, um alternative Asset-Bereiche neu aufzubauen. Als Schwäche bei Generali gilt der fehlende Leverage. Darunter versteht man das nicht ausgewogene und nicht optimierte Verhältnis von Verschuldung und verwalteten Assets.
Axa wiederum hatte nach enttäuschenden Ergebnissen der internen Asset Manager laut Analysten bereits 2017 einige Kaufangebote von externen Asset-Management-Firmen erhalten. Unter den Interessenten sollen sich auch zwei französische Bewerber befunden haben. Einige Umstellungen auf Executives-Ebene in dieser Sparte gelten unter Analysten als starke Hinweise, dass zu diesem Thema bei Axa noch alles offen ist – inklusive Abspaltung.
In Fachkreisen ist umstritten, ob externe Asset Manager wirklich besser sind als interne Kräfte. Dabei zählen nicht nur die nüchternen Performance-Vergleiche der Assets. Externe sind in der Regel nicht oder nur unzureichend mit der Kultur ihrer Counterparts innerhalb von Lebensversicherungen vertraut. Aus Sicht einer Versicherung lassen sich die Kosten dieser Einheiten auch mehr oder weniger schönrechnen – je nach Ausrichtung und Vorgaben der Manager. Externe Geldverwalter treten zudem oft in einer Rolle als Berater auf, die ihrerseits keine Risiken direkt übernehmen. Das macht sie theoretisch experimentierfreudiger. Und so fliessen eher Gelder in alternative Assets.
Umgekehrt machen Anbieter wie die britische Aviva ihre Asset Manager auch externen Kunden zugänglich. Dadurch, so das strategische Kalkül, lassen sich die Fixkosten besser auf mehr Investoren verteilen. Und dadurch werden die internen Sparten günstiger.
Aviva hatte indes in diesem Jahr die Nachteile dieser Strategie kennen gelernt: Wenn Investoren wie hier beispielsweise aufgrund der Befürchtungen um die negativen Folgen des Brexit mehr Gelder abziehen als netto zufliessen, verschwinden die geplanten Skaleneffekte genauso rasch, wie man sie in den Präsentationsfolien in den Strategieabteilungen entworfen hatte.