Nach der abenteuerlichen Flucht des früheren Autobosses Carlos Ghosn aus Japan sind nun zwei Verdächtige in den USA festgenommen worden. US-Behörden gaben am Mittwoch die Verhaftung eines ehemaligen US-Soldaten und dessen Sohn bekannt. Beide werden von japanischen Behörden beschuldigt, Ghosn am 29. Dezember vergangenen Jahres bei der Flucht in den Libanon geholfen zu haben, um einem Prozess wegen Untreue und finanziellen Fehlverhaltens beim japanischen Renault-Partner Nissan zu entgehen.

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Bereits im Januar wurde gegen die beiden mutmasslichen Fluchthelfer in Japan Haftbefehl erlassen. Es soll nach Angaben der japanischen Ermittlungsbehörden noch einen dritten Mittäter geben, auch er werde per Haftbefehl gesucht. Die US-Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Vater einen Tag vor Ghosns Flucht nach Japan reiste, sein Sohn und der dritte Tatverdächtige erst am Tag des Entkommens.

Festgenommen wegen Fluchtgefahr

Alle drei hätten sich bei Ghosn getroffen, der sich zu dieser Zeit auf Kaution auf freiem Fuss befand. Der ehemalige Vorstandschef habe sich dann in einem Gepäckstück für Musikinstrumente versteckt, das zu einem Flughafen gebracht und in einen Privatjet in Richtung Türkei verladen worden sei, heisst es in dem Bericht der Staatsanwälte. Ghosn gab zwei Tage später bekannt, dass er sich im Libanon aufhielt.

Nach ihrer Verhaftung erschienen die Tatverdächtigen per Videokonferenz vor einem Bundesrichter. Sie wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft wegen Fluchtgefahr festgenommen. Der stellvertretende US-Staatsanwalt Stephen Hassink sagte, Japan dränge auf ihre Auslieferung. Der Anwalt des Vater-Sohn-Gespanns erklärte, dass er jedes Auslieferungsersuchen anfechten werde. «Er ist ein angesehener Veteran und Patriot, und sowohl er als auch sein Sohn verdienen eine umfassende und faire Anhörung zu diesen Fragen», sagte er. Ein Sprecher von Ghosn lehnte einen Kommentar ab.

Firmengelder für private Zwecke entwendet

Der ehemalige Autoboss war am 19. November 2018 in Tokio verhaftet worden. Bei monatelangen Untersuchungen war herausgekommen, dass Ghosn Firmengelder für private Zwecke entwendet und über Jahre zu niedrige Angaben zu seinem Einkommen gemacht habe. Unter strengen Auflagen und auf Kaution wurde er am 29. April 2019 aus dem Gefängnis entlassen.

Ghosn war unter spektakulären Umständen in den Libanon geflohen, um einem seiner Aussage nach «manipulierten« Justizsystem in Japan zu entkommen. Unklar blieb, wie der Ex-Manager mit französischer, brasilianischer und libanesischer Staatsbürgerschaft seine Ausreise aus Japan geschafft hatte. Er stand eigentlich unter strenger Kontrolle der Behörden und musste seine Pässe abgeben.

(reuters/me)