Trotz Warnungen vor Überbewertungen und anziehenden Zinsen: Das Hypothekargeschäft in der Schweiz wächst weiterhin deutlich. Das zeigen heute veröffentlichte Zahlen der Nationalbank per Ende November 2021.

Innert Jahresfrist stieg das Volumen der Schweizer Hypothekarkredite um stolze 39 Milliarden Franken oder 3,62 Prozent. Ein Jahr zuvor lag das Wachstum über zwölf Monate noch bei 3,16 Prozent. Die Banken haben also wieder etwas mehr Hypotheken gesprochen.

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Besonders Gas gegeben hat die Gruppe der Kantonalbanken. Von den 38,7 Milliarden Franken zusätzlichen Hypotheken ist gut die Hälfte im Kreise der Staatsbanken geschrieben worden. Um stolze 4,9 Prozent wuchs ihr Hypothekarvolumen innert einem Jahr. Lediglich 2021 bis Ende November betrachtet legten sie um 4,4 Prozent zu. Damit liegt der Marktanteil der Kantonalbanken am Neugeschäft deutlich über ihrem Anteil von knapp 38 Prozent am Gesamtbestand aller Hypotheken.

Ein ähnliches Bild zeigen die Regionalbanken mit einem sogar noch etwas höheren Wachstum von 4,9 Prozent. Sie zeichneten gut jede zehnte neue Hypothek und kommen nun auf einen Anteil von 7,7 Prozent am Bestand.

Genau umgekehrt zeigt sich das Bild bei den Grossbanken. Zwar liegt noch immer jede vierte Hypothek in der Schweiz bei der UBS oder der Credit Suisse. Im Neugeschäft bremsten die offenbar wieder deutlich risikobewussteren Grossbanken jedoch. Per Ende November legten sie im Jahresvergleich unter dem Strich gerade mal um 1,25 Prozent zu.

Möglicherweise verzerrt die NAB-Liquidierung

Spannend dürfte hier der Vergleich zwischen den beiden Instituten sein, der allerdings erst mit der Publikation der Geschäftsberichte möglich sein wird. Vermutlich prägt ein Sondereffekt aufseiten der Credit Suisse noch immer die Zahlen. Im Jahr zuvor integrierte die CS ihre Tochter Neue Aargauer Bank (NAB) ins Mutterhaus, womit es in der SNB-Statistik zu einer grösseren Verschiebung von den Regionalbanken in die Grossbanken kam. Die aktuellen Zahlen beeinflusst das nicht mehr direkt, denn der Wechsel geschah vor November 2020.

Allerdings wäre denkbar, dass der unfreiwillige Wechsel der Bankkunden zur CS den einen oder die andere davon zur Kündigung verleitet hat. Zahlreiche Banken haben versucht, im Aargau um diese Kunden zu buhlen. So hat etwa Valiant ihr Filialnetz ausgebaut. Und die Basellandschaftliche Kantonalbank hat im aargauischen Fricktal gleich zwei Filialen eröffnet und direkt Berater der früheren NAB abgeworben.

Ein Teil des starken Wachstums der Regional- und Kantonalbanken könnte somit auch unfreiwillig von der Credit Suisse angeschoben worden sein. Ein Indiz dafür wäre, dass sich im Herbst 2021 das Wachstum bei den Regionalbanken akzentuierte, während genau dann bei den Grossbanken ein Rückgang stattfand (siehe Grafik oben).

Eher unauffällig hat sich im vergangenen Jahr die in früheren Jahren forsche Raiffeisen-Gruppe verhalten. Als einzige Bank lässt sich ihr Hypothekargeschäft mehr oder weniger eins zu eins aus den SNB-Statistiken ablesen, bilden die Raiffeisenbanken doch eine eigene Bankenkategorie.

Verglichen mit 2020 ist Raiffeisen wieder leicht stärker gewachsen. Ende November lag ihr Hypothekarvolumen 3,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Zuletzt kam Raiffeisen so auf einen Bestandes-Marktanteil von rund 18 Prozent. Im Jahr zuvor lag das Wachstum mit 2,8 Prozent noch etwas tiefer.

Kaum vergleichbar ist Raiffeisen jedoch mit den aggressiven Jahren unter den CEO Pierin Vincenz und Patrik Gisel, als die Bank die Rangliste der Hypothekenbolzer regelmässig anführte. Seit der im vergangenen Jahr bereits wieder abgetretene Guy Lachappelle das Präsidium der Bankengruppe übernommen hatte, wuchs Raiffeisen weniger stark als der Markt. Daran scheint sich auch unter der aktuellen Bankführung nicht viel geändert zu haben.

Was passiert, wenn die Zinsen stark ansteigen?

Riskant könnte das Hypothekargeschäft für die Banken werden, falls es zu einem starken Zinsanstieg kommt. Dieser führt – rein mathematisch – nicht nur zu sinkenden Bewertungen auf Liegenschaften, sondern mehr auch zum Risiko, dass Bankkunden die Zinsen nicht mehr bezahlen können. Zwar ist das Zinsniveau in der Schweiz noch immer sehr tief und vonseiten der Nationalbank gibt es keinerlei Zeichen für eine anstehende, formelle Zinserhöhung. Am Markt haben jedoch auch die Zinssätze für Franken zuletzt etwas zugenommen, wie die «Handelszeitung» bereits ausführlich darlegte