Der US-Sportartikelriese Nike will mit dem ehemaligen eBay-Chef John Donahoe das Online-Geschäft ankurbeln. Donahoe ersetzt Mitte Januar als CEO Mark Parker, der Nike seit 2006 geführt hatte. Parker bleibt aber als Executive Chairman weiterhin im operativen Geschäft tätig.
Zu den Gründen für Parkers Abgang äusserte sich Nike in der Mitteilung vom Mittwoch nicht. Parker selbst hatte noch vor einem Jahr gesagt, er werde den Konzern über 2020 hinaus führen. Damals war Nike von mehreren Abgängen von Managern und Beschwerden von Mitarbeitern über Diskriminierung am Arbeitsplatz erschüttert worden. Parker hatte sich dafür entschuldigt.
Zuletzt hatte das Unternehmen mit der Schliessung des «Nike Oregon Project» Schlagzeilen gemacht. Der Gründer der Trainingsgruppe für Leichtathleten, Alberto Salazar, war von der US-Antidopingagentur USADA für vier Jahre gesperrt worden. Parker sagte dem US-Fernsehsender CNBC, der Führungswechsel habe nichts mit dem Oregon Project zu tun.
Ehemaliger SAP-Chef für ServiceNow
Derweil war John Donahoe in den vergangenen fünf Jahren Chef des Cloud-Anbieters ServiceNow, vorher hatte er sieben Jahre lang den Online-Marktplatz eBay geführt. Bei ServiceNow bekommt er zum Jahreswechsel einen prominenten Nachfolger: Bill McDermott, der vor nicht einmal zwei Wochen nach fast zehn Jahren als SAP-Chef einem jüngeren Führungsduo Platz gemacht hatte.
Bill McDermott kehrt somit nach 17 Jahren bei SAP in seine amerikanische Heimat zurück. «Seine weltweite Erfahrung und seine Erfolgsbilanz werden für einen sanften Übergang sorgen», erklärte Verwaltungsratsmitglied Jeff Miller. Börsianer sahen den Führungswechsel skeptischer: Die Service-Now-Aktie stürzte am Dienstagabend nachbörslich um 16 Prozent ab.
Nike-Urgestein Parker
Mark Parker, der am Montag seinen 64. Geburtstag gefeiert hatte, ist ein Urgestein von Nike. Er hatte dort 1979 als einer der ersten Sportschuh-Designer angeheuert. Auf sein Konto geht auch der erfolgreiche «Nike Air»-Sneaker.
In den vergangenen Jahren setzte Parker auf den lukrativeren Verkauf über das Internet und neue Märkte wie China. 2018 war der Online-Umsatz um 35 Prozent nach oben geschnellt, bis 2023 will Nike jeden dritten Dollar mit dem Direktverkauf an die Kunden verdienen.
Der Kurs der Nike-Aktie verneunfachte sich in Parkers Amtszeit. An seinem Ziel, den Umsatz auf 50 Milliarden Dollar zu steigern, kamen zuletzt aber Zweifel auf. Von Donahoe erwartet Nike nun mehr Tempo bei der Ausrichtung auf das Digital-Geschäft. Er sitzt seit 2014 als externes Mitglied im Verwaltungsrat von Nike.
Chefwechsel auch bei Under Armour
Am Montag hatte bereits der kleinere Nike-Rivale Under Armour den Chef ausgetauscht. Dort wird Firmengründer Kevin Plank nach zwei Jahrzehnten von Patrik Frisk abgelöst, den er selbst 2017 vom Schuhhersteller Aldo angeheuert hatte. Seither versucht sich der einstige Senkrechtstarter in der Branche der Konkurrenz von Nike und Adidas zu erwehren.
Stellenstreichungen, Filialschliessungen und eine Ausdünnung der Führungsetage sollen die Margen von Under Armour verbessern. Plank bleibt als Executive Chairman und «Marken-Chef» formal Frisks Chef.
(AWP)