Für die Schweizer Pensionskassen sind die ersten acht Monate 2019 erfreulich verlaufen: Sie erzielten ausserordentlich hohe Renditen. Doch die Aussichten bleiben angesichts des gesunkenen Zinsniveaus trübe. Die Versicherten müssen sich auf eine tiefere Verzinsung ihrer Rentenguthaben einstellen.

Im Durchschnitt erzielten die Pensionskassen bis Ende August eine Rendite von 7,9 Prozent verglichen mit -2,7 Prozent im vergangenen Jahr, wie dem am Dienstag von der Anlageberatungsfirma Complementa veröffentlichten Risiko Chek-up 2019 zu entnehmen ist. Gestiegen ist auch der gewichtete Deckungsgrad, der mit 109,1 Prozent Ende August um 6,4 Prozentpunkte höher lag als zu Jahresbeginn.

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Doch diese erfreulichen Zahlen vermögen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Renditeaussichten angesichts des in den letzten Monaten erneut stark gesunkenen Zinsniveaus eingetrübt haben. Complementa kalkuliert für den aktuellen Anlagemix der zweiten Säule mittelfristig eine Rendite von nur noch 2,1 Prozent. Dieser steht eine Renditeanforderung von 2,4 Prozent gegenüber.

Verzinsung unter 1,5 Prozent

Der Spielraum, um diese Lücke mit Hilfe von Vermögensumschichtungen zu schliessen, ist gemäss Complementa begrenzt. Deswegen werden Pensionskassen wohl auch künftig versuchen, auf der Leistungsseite Anpassungen vorzunehmen.

Das trifft in erster Linie die Arbeitnehmer. Deren Verzinsung wird gemäss Complementa in den kommenden Jahren sehr wahrscheinlich das aktuelle Tief von 1,5 Prozent unterschreiten.

Zudem werden Neurentner jedes Jahr mit tieferen Umwandlungssätzen konfrontiert sein. Während der gesetzliche Mindestumwandlungssatz für das BVG-Obligatorium weiterhin bei 6,8 Prozent liegt, passen Pensionskassen die Sätze an und wandeln aktuell das angesparte Kapitel mit 5,63 Prozent in eine Rente. Das ist eine Reduktion von 0,18 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Ein Neurentner im Jahr 2019 erhält bei gleichem angespartem Kapital damit im Durchschnitt eine um 8,2 Prozent tiefere Rente, als er noch vor vier Jahren erhalten hätte.

Risikofaktor Immobilien

Um im gegenwärtigen Tiefzinsumfeld eine möglichst hohe Rendite erzielen zu können, investieren Pensionskassen vermehrt in Immobilienanlagen. Diese versprechen eine höhere Rendite als Obligationen und sind zudem weniger volatil als Aktien. Derzeit liegt die Immobilienquote gemäss Complimenta bei über 20 Prozent der Vermögensallokation, womit ein essentieller Teil des Vermögens von einer allfälligen Immobilienkrise direkt betroffen ist.

Für die "Risiko Check-up 2019"-Studie hat Complementa Informationen aus den Geschäftsberichten von 437 Pensionskassen ausgewertet. Diese vereinen gemeinsam Vermögenswerte von 650 Milliarden Franken.