Nach der überraschend kräftigen Erholung im Sommer sind die Raiffeisen-Ökonomen nicht mehr so pessimistisch für die Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr. Auf der anderen Seite dürfte der Aufschwung im 2021 auch weniger kräftig ausfallen.

Die Raiffeisen-Ökonomen haben ihre Prognosen angepasst. Im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) um 3,3 Prozent schrumpfen, teilten die Konjunkturauguren am Donnerstag mit. Im Juni hatten sie noch einen BIP-Einbruch von 5,0 Prozent befürchtet.

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Im Sommer hatte sich die Schweizer Wirtschaft indes stark vom Coronaschock erholt. Von Juli bis September legte das BIP um 7,2 Prozent zu. Vor allem die Binnennachfrage und Teile des Dienstleistungssektors haben nach der Lockerung der Coronamassnahmen ab Juni deutlich zugelegt.

Mit der Erholung im dritten Quartal hat die hiesige Wirtschaft rund drei Viertel des Einbruchs des ersten Halbjahres bereits wieder wettgemacht, womit das BIP gut 2 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von Ende 2019 liegt. Die Schweiz sei bislang verhältnismässig glimpflich durch die Corona-Krise gekommen, hatte das Staatsekretariat für Wirtschaft Seco am Dienstag erklärt.

Wachstum von 2,8 Prozent erwartet

Im nächsten Jahr dürfte die Schweizer Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden, erklärte Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff, der mit einem BIP-Anstieg um 2,8 Prozent rechnet. Das ist weniger als zuletzt. Im Juni hatten die Raiffeisen-Ökonomen noch ein Plus von 4,3 Prozent vorhergesagt.

«Das prognostizierte Wachstum von 2,8 Prozent wird aber nicht ausreichen, den im laufenden Jahr erlittenen Rückschlag vollends wettzumachen», schrieben die Experten. Die Prosperität der Schweizer Wirtschaft hänge von der Corona-Entwicklung ab. Chefökonom Neff rechnet auch im kommenden Jahr mit einem unsteten Konjunkturverlauf.

Sämtliche BIP-Komponenten - wie beispielsweise Konsum, Investitionen, Exporte und Importe - würden wieder in den positiven Bereich drehen. Mit Ausnahme des Staatskonsums werde aber keine dieser Komponenten bereits 2021 an das Vorkrisenniveau anknüpfen können.

Leicht höhere Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit werde in diesem Umfeld noch leicht zulegen. Raiffeisen rechnet im Jahresmittel 2021 mit einer Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent. «Insgesamt dürfte die Schweizer Wirtschaft damit vergleichsweise glimpflich durch die Krise kommen», erklärte Neff.

Dies habe auch mit schweizerischen Eigenheiten zu tun. Neben den Corona-Notkrediten habe auch die hohe Wertschöpfung der Pharmabranche verhindert, dass der Absturz der Industrie stärker durchgeschlagen habe.

Im Grosshandel, der gut 10 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung beitrage, habe der Transithandel stabilisierend gewirkt. «Die Schweiz ist bekanntlich ein wichtiger Player im internationalen Handel mit Rohstoffen und anderen Gütern», schrieb Raiffeisen. Und «nicht zuletzt verfügte der Staat zudem über die nötigen finanziellen Mittel für rasche Hilfsmassnahmen.»

(awp/tdr)