Zwei Jahre nach dem Wasser- und Erdeinbruch im Tunnel der neuen Rheintalbahn im deutschen Rastatt steht der Plan zum Weiterbau. Allerdings soll es noch mehr als sechs Jahre dauern, bis Züge durch die beiden Tunnelröhren fahren.
Für die Fertigstellung in einer 200 Meter langen und 17 Meter tiefen offenen Baugrube sei ein Planänderungsverfahren nötig, teilte die Deutsche Bahn am Mittwoch in Rastatt mit. Zunächst soll vom nächsten Jahr an die unbeschädigte Weströhre unterirdisch mit einer Tunnelbohrmaschine zu Ende gebaut werden.
Beton in Röhre gepumpt
Am 12. August 2017 war es beim Bau der Unterquerung der bestehenden Rheintalbahn zu der Havarie im Tunnel gekommen. Die darüberliegenden Gleise sackten ab, der Verkehr stand für sieben Wochen still.
Um den Schaden zu begrenzen, pumpten Arbeiter in höchster Not grosse Mengen Beton auf 160 Metern Länge in die Röhre, in der noch die millionenteure Tunnelbohrmaschine steckte. In der offenen Baugrube soll der Klotz aus Beton und Stahl nun mit schwerem Gerät herausgebrochen werden.
Die Rheintalbahn ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen im europäischen Eisenbahnnetz. Personenverkehr und Gütertransport - auch in die Schweiz - waren während der Sperrung stark beeinträchtigt. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden wurde in einer Studie auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt.
Arbeitsbeginn 2021
Die Arbeiten an der Oströhre können nach Angaben der Bahn voraussichtlich Ende 2021 beginnen. Als Voraussetzung dafür müssen aber erst die Gleise der Bahnstrecke auf etwa 700 Meter Länge verlegt werden.
Ein Teil des Zeitverlustes soll kompensiert werden, indem verschiedene Arbeiten wie der Einbau von Schienen und Technik in den schon fertigen Tunnelabschnitten vorgezogen werden, sagte der Vorstand für Infrastruktur-Grossprojekte der DB Netz AG, Dirk Rompf.
Der Tunnel ist Teil des grossen Aus- und Neubauprojekts der Rheintalbahn, die auch die deutsche Zulaufstrecke zum Gotthard-Basistunnel in der Schweiz ist. Damit soll die Bahnverbindung zwischen Nordsee- und Mittelmeerhäfen deutlich schneller und leistungsfähiger werden.
Deutliche Mehrkosten
Die ursprünglichen Kosten für den Abschnitt zwischen Karlsruhe und Rastatt waren mit rund 700 Millionen Euro veranschlagt worden. Klar ist, dass sich die Kosten durch die Tunnelhavarie und die damit verbundene Verzögerung von mehreren Jahren deutlich erhöhen. Konkrete Angaben dazu seien aber noch nicht möglich, sagte Rompf.
Bahn und Tunnelbauunternehmen befinden sich noch in einem Schlichtungsverfahren, um die Ursache des Schadens und Haftungsfragen zu klären. Voraussichtlich im nächsten Jahr soll ein Ergebnis vorliegen.
Die Schlichtung sei Grundlage, «das Projekt partnerschaftlich und zügig voranzutreiben», sagte Rompf. Zivilgerichtliche Verfahren könnten in solchen Fällen bis zu 15 Jahre dauern und führten oft zu weiteren Verzögerungen beim Bau, sagte er.
(sda/tdr)