Ein starkes Wachstum im Schmuckbereich hat dem Luxusgüterkonzern Richemont im ersten Quartal 2019/20 (per Ende Juni) die Kassen klingeln lassen. Analysten bemängelten aber, dass Richemont nur dank Übernahmeffekten so stark gewachsen sei.

Richemont setzte im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 insgesamt 3,74 Milliarden Euro um. Verglichen mit den Zahlen des Vorjahres ist das ein Plus von 9 Prozent, wie der Hersteller von Uhren der Marken IWC, Baume & Mercier und Jaeger-le-Coultre, von Cartier-Schmuck sowie anderen luxuriösen Modeartikeln am Donnerstag mitteilte.

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Cartier legte zu

Während der grösste Bereich Schmuck mit den Marken Cartier und Van Cleef & Arpels mit 7,0 Prozent auf 1,83 Milliarden Euro stark zulegen konnte, enttäuschten einmal mehr die Uhren. Der Umsatz im Bereich Specialist Watchmakers, in dem Cartier-Uhren nicht enthalten sind, sank um 2,0 Prozent auf 823 Millionen Euro.

Dem Absatz von Zeitmessern macht weiterhin zu schaffen, dass sich der Grosshandel bei den Bestellungen vorsichtig verhält, um nicht wie in den vergangenen Jahren zeitweise auf unverkauftem Inventar sitzen zu bleiben. Auch Richemont versucht diesbezüglich den Vertrieb zu optimieren.

Der Online-Kanal von Richemont verbuchte währenddessen ein sattes Plus von 56 Prozent auf 612 Millionen Euro. Der Verkauf des Ledermodegeschäfts Lancel im Vorjahr drückte im Segment "Others" den Umsatz um 3 Prozent auf 493 Millionen Euro.

Die tieferen Mehrwertsteuern in China sind spürbar

Zweistellig wuchs der hinter LVMH zweitgrösste Hersteller von Luxusgütern in Europa, Asien/Pazifik und Amerika. Angeführt wurde das Wachstum von China, wo sich tiefere Mehrwertsteuern positiv auswirkten.

In Hongkong wurde Richemont dagegen vom starken Hongkong-Dollar und den Demokratie-Protesten gebremst. Rückläufig war der Absatz in der Region Naher Osten und Afrika.

Aktie macht nach anfängliche Verluste nahezu wett

An der Börse kam der Zwischenbericht zunächst nicht gut an. Die Aktie, deren Wert im laufenden Jahr um rund einen Drittel gestiegen ist, büsste in einem knapp gehaltenen Gesamtmarkt zeitweise fast vier Prozent ein. Zuletzt notierte die Aktie noch um 0,2 Prozent tiefer mit 85,08 Franken. Die Aktien von Swatch, dem grössten Uhrenhersteller, sanken um 0,5 Prozent. Auch der Bieler Konzern setzte im ersten Halbjahr um 4,4 Prozent weniger Uhren ab.

Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr exportierte die Schweiz Uhren im Wert von gut zehn Milliarden Franken - ein Plus von 1,4 Prozent. Im Juni waren die Ausfuhren mit 1,74 Milliarden Franken allerdings um 11 Prozent geringer als im Vorjahr.

Analysten bemängelten das geringe Wachstum im Kerngeschäft. Richemont sei nur dank akquisitorischen Effekten so stark gewachsen. Unter Ausklammerung des Online-Kanals habe das Wachstum lediglich 3 Prozent betragen und liege damit unter den Erwartungen.

Richemont hat die auf den Onlinevertrieb von Luxusgütern spezialisierte Firma Yooox-Net-A-Porter und die auf gebrauchte Uhren fokussierte Firma Watchfinder übernommen und im Vorjahr erst teilkonsolidiert.

Richemont legte erstmals Zahlen für ein erstes Quartal vor. Ergebniszahlen veröffentlicht Richemont erst im kommenden November im Rahmen des Halbjahresausweises. Über die weiteren Aussichten äusserte sich der Genfer Konzern nicht.

(sda/tdr)