Bei Roche hat die Coronakrise entgegengesetzte Spuren hinterlassen. Einerseits litt der Pharmakonzern darunter, dass es während der Lockdown-Phase weniger Arztbesuche gab, anderseits konnten viele Corona-Tests verkauft werden.

Insgesamt sank der Umsatz des Roche-Konzerns um 4 Prozent auf 29,3 Milliarden Franken. Der Rückgang hängt allerdings auch mit Wechselkurseffekten zusammen, in Lokalwährungen gerechnet ist der Umsatz von Roche in der ersten Jahreshälfte immerhin noch leicht gestiegen (+1%). Der Gewinn des Konzerns ging gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 8,5 Milliarden Franken zurück.

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Weniger Arztbesuche in der Lockdown-Zeit

Ähnlich wie beim Konkurrenten Novartis hatten Hamsterkäufe von Medikamenten zu Beginn der Coronakrise noch für hohe Umsätze mit Medikamenten gesorgt. In der Hochphase der Coronakrise gingen Patienten jedoch seltener zum Arzt und auch die Krankenhäuser reservierten ihre Betten vor allem für Corona-Patienten und Notfälle.

Dies hat sich vor allem auf die Umsätze mit Medikamenten wie Ocrevus zur Behandlung von Multipler Sklerose, Hemlibra für Bluter oder auch das Augenmittel Lucentis ausgewirkt. Seit Juni steigen die Umsätze nun aber wieder an, wie Roche schreibt.

Die Medikamentensparte wurde durch die Covid-19-Pandemie insgesamt dennoch erheblich getroffen, wie deren Umsatzrückgang um 4 Prozent auf 23,2 Milliarden Franken im ganzen Zeitraum Januar bis Juni zeigt.

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Molecular Diagnostics mit 61 Prozent mehr Umsatz

Etwas anders sieht dagegen die Situation in der Diagnostics-Sparte aus, auch wenn auch hier die Umsätze mit 6,1 Milliarden Franken um 3 Prozent unter dem Vorjahreswert lagen. Innerhalb der Sparte wurde beim Geschäftsbereich Molecular Diagnostics allerdings eine Umsatzzunahme um 61 Prozent verzeichnet.

Roche hatte im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus quasi im Schnellverfahren die Cobas SARS-CoV-2 PCR Tests entwickelt. Sie konnten Covid-19-bedingte Umsatzrückgänge in der Routinediagnostik teilweise ausgleichen. Die Routinediagnostik sackte vor allem im zweiten Quartal deutlich ab, da viele Patienten regelmässige Gesundheitschecks verschoben hatten.

So sehr die Umsatzeinbussen Roche schmerzen mögen, zu nennenswerten Unterbrechungen in den Lieferketten ist es während der Coronakrise nie gekommen, wie das Unternehmen mitteilte.

Und auch bei den geplanten Einführungen von Medikamenten oder den Einreichungen von Zulassungsanträgen und den Starts von Zulassungsstudien liegt Roche nach eigenen Angaben weiterhin im Plan.

Roche-Genussscheine verlieren nach Quartalszahlen an Wert

Die Roche-Genussscheine werden am Donnerstag im frühen Handel verkauft, nachdem der Pharmakonzern davor sein Halbjahresergebnis bekannt gegeben hatte. Die Umsätze des Basler Unternehmens hatten im zweiten Quartal stärker unter Corona gelitten als von den Finanzanalysten erwartet.

Die Roche-Genussscheine standen um 9.40 Uhr 2,3 Prozent im Minus, derweil der Gesamtmarkt gemessen am SMI gegenüber dem Vorabend praktisch unverändert notierte.

Die Nachfrage nach den Roche-Medikamenten wurde im zweiten Quartal stärker von Corona beeinflusst als von den Experten in ihren Prognosen angenommen. Vor allem der Mai mit einem Umsatzrückgang von 15 Prozent war schwierig. Und auch der negative Einfluss von Biosimilars auf die etablierten Krebsmedikamente ist nach Ansicht des Analysten der Bank Vontobel stärker ausgefallen als erwartet.

Beide Effekte zusammen führten dazu, dass Roche die durchschnittlichen Umsatzerwartungen relativ deutlich verfehlte. Da halfen auch die zusätzlichen Umsätze mit den neuen Corona-Tests in der Diagnostics-Sparte nicht wirklich.

Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die Umsatzenttäuschung die Roche-Titel zumindest kurzfristig belasten wird. Mit Blick nach vorne geben sie sich jedoch relativ zuversichtlich. Sie verweisen dabei auf die hohe Kostendisziplin der Gruppe. So blieb der Kernbetriebsgewinn trotz des Umsatzrückgangs innerhalb der Erwartungen, die Bruttomarge verbesserte sich gar.

(awp/tdr)